Nürnberg: Abschied von Mode-König Rudolf Wöhrl

In einer bewegenden Trauerfeier erwiesen ihm Familie, Mitarbeiter und Weggefährten die letzte Ehre.
von  Abendzeitung
Die Familie trauert: Dagmar, Sohn Hans Rudolf, Witwe Mizzi, Sohn Gerhard und Ehefrau Caroline (von links) beim Trauergottesdienst.
Die Familie trauert: Dagmar, Sohn Hans Rudolf, Witwe Mizzi, Sohn Gerhard und Ehefrau Caroline (von links) beim Trauergottesdienst. © bayernpress

In einer bewegenden Trauerfeier erwiesen ihm Familie, Mitarbeiter und Weggefährten die letzte Ehre.

NÜRNBERG Als die Glocken Punkt 10 Uhr läuten, ist die St. Elisabeth-Kirche am Jakobsplatz bereits dicht gefüllt. Über 300 Trauergäste waren am Montag um den mit gelben Rosen überhäuften Sarg von Rudolf Wöhrl versammelt, um der wohl letzten herausragenden Unternehmerpersönlichkeit der Nachkriegszeit in Nürnberg die letzte Ehre zu erweisen. Der 96-jährige Mode-König hatte sich von einem Schlaganfall im September nicht mehr erholt. Er war letzte Woche, in der Nacht zum 18. Januar, gestorben.

„Wir nehmen Abschied von unserem Bruder Rudolf“, beginnt Kaplan Pater Damian Hungs den Gottesdienst. Mit gesenkten Köpfen lauscht die Trauergemeinde den Worten des Geistlichen – und dem Gesang des Windsbacher Knabenchors. Viele sind den Tränen nahe. Doch der Kaplan macht der Trauergemeinde Mut. Der Tod sei nicht das Ende, sondern für Christen erst der Anfang des ewigen Lebens. „Die Liebe geht über den Tod hinaus“, tröstet der Geistliche. Ein bewegender Moment ist es, als die Solistin Frances Pappas während des Abendmahls das Ave Maria singt.

Bevor Oberbürgermeister Ulrich Maly das Leben „dieses großartigen Mannes“ noch einmal Revue passieren lässt, verneigt sich der OB vor dessen Sarg. „Rudolf Wöhrl steht in einer Reihe mit Max Grundig, Gustav Schickedanz, Theo Schöller. Er hat sich sehr um unsere Stadt verdient gemacht“, betont Maly. Er spricht mit Bewunderung und Respekt vom Werk und Wirken des Vorzeige-Unternehmers, der sich von ganz unten nach oben arbeitete – und dabei nie hochmütig wurde. 1933 hatte der 20-jährige Rudolf in Nürnberg sein erstes Geschäft eröffnet. Heute hat Wöhrl 40 Filialen und fast 3000 Beschäftigte.

„Er hat tausenden Menschen Lohn und Brot gegeben“,

Stellvertretend für die Mitarbeiter hält Vorstandsmitglied und Personalchef Robert Rösch eine Laudatio auf den Gründer der Unternehmensfamilie. „Er hat tausenden Menschen Lohn und Brot gegeben“, sagt Rösch sichtlich bewegt. Die vielen anwesenden Führungskräfte und Mitarbeiter haben bei diesen Worten Tränen in den Augen. Auch Prominenz aus Politik und Wirtschaft ist gekommen, um seiner Witwe Mizzi, mit der Rudolf fast 25 Jahre verheiratet war, und der Familie ihr Beileid auszusprechen.

Hans Rudolf Wöhrl hält die persönlichste Rede. „Er war in den letzten Jahren mein bester Freund“, betont der jüngere der beiden Söhne, die 1977 Mutter Berta verloren. „Das Wichtigste für meinen Vater waren immer die Menschen. Das Unternehmen war seine Familie.“ Trotzdem übergab der Senior 1970 die Firma seinen Söhnen. „Unser Vater hatte im Hintergrund immer die Fäden in der Hand. Aber er hat sie nie gezogen“, so Hans Rudolf. Im Namen der Enkel verabschiedete sich Gerhard Wöhrls Tochter Victoria mit rührenden Worten vom Großvater: „Wir haben Dir so viel zu verdanken. Das lässt sich gar nicht in Worte fassen. Opi, wir lieben dich.“ S. Schaller

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