Nürn-Burger: Keinem ist er wirklich Wurst!

Ab nächsten Montag verkauft auch McDonald’s „Drei im Weckla“: Ist die neue Variante Chance oder Schande für unsere Grill-Spezialität? Stimmen Sie online ab!
NÜRNBERG Heute in einer Woche bricht ein neues Fast-Food-Zeitalter an! Dann gibt es in allen 1361 deutschen McDonald’s Filialen den Nürn-Burger: Erstmal drei Monate soll die „Drei-im Weckla“-Variante des Schnellimbiss-Riesen zwischen Big Mac und Chicken Mc Nuggets liegen – um sich vielleicht als Dauerbrenner ins Sortiment einzureihen.
FC-Bayern-Präsident und Erfinder Uli Hoeneß, der die Idee mit seinem Sohn Florian (Chef der Nürnberger Wurstfabrik HoWe) ausgetüftelt hat, ist sich sicher, dass der Nürn-Burger (im Ciabatta-Brötchen mit Röstzwiebeln und Senf) bei den Fastfood-Fans ankommen wird: „Der Hamburger hat Weltruhm erlangt. Warum sollte unser Nürn-Burger da weniger Potenzial haben?“, fragt Hoeneß.
Die Neuheit spaltet die Wirte der traditionellen Bratwurstküchen. Während sich Hartmut Frommer vom Schutzverband der Nürnberger Spezialität über den neuartigen Vertriebsweg neue Chancen für die „Drei im Weckla“ ausrechnet, gehen die Meinungen der Wirte auseinander. Wurst ist der Burger jedenfalls keinem.
Konkurrenz zum Hamburger
Kai Behringer (Posthorn und Bratwursthäusle) : „Ich finde es gut, dass es bald den Nürn-Burger gibt. Das ist eine deutsche oder besser gesagt Nürnberger Konkurrenz zum Hamburger. Den Bratwurstküchen hier wird es mit Sicherheit nicht schaden. Im Gegenteil: Unsere Bratwürste werden dann vielleicht auch für die Kids interessant. Erstmal sollen die Jugendlichen bei McDonald’s auf den Geschmack kommen. Und dann spricht es sich bestimmt rum: ,Beim Behringer gibt die bessere Qualität’. Dann kaufen sie ihr Weckla 100 Meter weiter. Die sind frisch, die Würste sind auf Buchenholz gegrillt, und das Fleisch ist einfach besser.“
Das macht unsere Würste bekannt!
Bratwurst-Röslein-Wirt Gregor Lemke: „Das ist keine Konkurrenz, im Gegenteil! Ich finde es klasse, dass die Nürnberger Bratwürste deutschlandweit bekannt gemacht werden und so eine prima Lobby erhalten. Man kann über McDonald’s geteilter Meinung sein, aber es ist immerhin der größte gastronomische Anbieter in Deutschland. Eine tolle Chance: Bundesweit wird die Bekanntheit der Bratwurst steigen. Kundschaft geht mir sicher nicht verloren, Küchen mit Tradition kann und soll man nicht mit einem Schnellimbiss vergleichen. Ich werde die moderne Variante mit Senfsauce und Zwiebeln aber auf jeden Fall probieren.“
Eine tolle Werbung
Hartmut Frommer (Vorsitzender des Schutzverbandes Nürnberger Rostbratwurst): Drei Bratwürste mit Zwiebeln und Senf sind eine durchaus achtbare, interessante Darreichungsform, die erlaubt ist und den Namen führen kann. Auch wenn ich nicht oft zu McDonald’s gehe, probiere ich freilich mal einen Nürn-Burger. Die machen das jetzt in allen 1300 Filialen in Deutschland. Das ist doch für unsere Wurst eine tolle Werbung. Ziel des Schutzverbands war ja immer, dass die Nürnberger Bratwürste in Deutschland, Europa und global gehandelt werden. Die echte Metzgerqualität kann es natürlich nur in Nürnberg geben.“
Schädlich fürs Image
Stephan Uebler (Bratwurstherzle): „Die Billig-Konkurrenz habe ich ja schon seit drei Jahren. Gleich nebenan gibt es in der Brunnenstraße die Bratwürste zum Discount- Preis. Aber die schmecken einfach anders. Handwerklich ist die Wurst nicht zu vergleichen. Unsere werden in der siebten Generation nach einem Familienrezept gemacht und auf Buchenholz gegrillt. Ich glaube auch nicht, dass es eine positive Wirkung hat. Sondern eher, dass ein Münchner unsere Bratwurst schädigt, weil der Nürn-Burger einfach nicht gut ist. Angst, dass mir deshalb die Kunden wegbleiben, habe ich aber nicht. Die Leute wissen, was gut ist.“
Das ist für mich eine Sauerei
Waldtraut Fleischmann (Geschäftsführerin von „Zum Gulden Stern“): „Ich habe eigentlich gar nichts zum Nürn-Burger zu sagen. Für mich ist das eine Sauerei. Das geht nur mit schlechter Qualität. Ich bin der Meinung, es ist nicht gut für die Bratwurst. Die Leute kriegen einen falschen Eindruck von unserer Spezialität. Aber machen kann ich nix. Da halte ich mich lieber raus. Meine Kundschaft bleibt mir sicher erhalten: Wir sind die älteste Bratwurstküche überhaupt. Und zur Nürnberger Bratwurst gehört eben auch das richtige Ambiente drumrum. Natürlich kann man bei uns auch für zwei Euro Drei im Weckla mitnehmen.“ Andrea Uhrig