Notruf-Chaos in der Leitstelle: Jetzt spricht der Rettungs-Chef
90 Minuten Warten auf den Notarzt: Ein Mitarbeiter machte vermutlich Fehler bei der Weiterleitung des Alarms
NÜRNBERG Vor gut einer Woche ereignete sich in der Nürnberger Arena ein Unglücksfall, der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste noch lange beschäftigen wird: Klaus B. (40) erlitt einen Herzinfarkt. Er wartete eineinhalb Stunden auf Rettung, starb später im Krankenhaus. Die Polizei ermittelt, wie es zu der fatalen Verspätung kommen konnte. Im Nürnberger Rettungswesen werden jetzt die Begleitumstände des tragischen Vorfalls unter die Lupe genommen. Von mehreren Fehlern spricht Knut Engelbrecht, Geschäftsleiter des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung: „Ein Mitarbeiter wurde aus dem Dienst genommen. Er ist selber schwer geschockt.“
Fehler bei Weiterleitung des Notrufs vermutet
Seit die Rettungsleiststelle in die Haupt-Feuerwache am Nürnberger Hafen im September umgezogen ist und nun Integrierte Leitstelle heißt, kämpfen die Verantwortlichen mit einem neuen Alarmierungssystem (AZ berichtete). Knut Engelbrecht: „Damit hatte dieser Fall aber nichts zu tun.“ Es scheint wohl auch menschliches Versagen gewesen zu sein.
Trotz dreier Notrufe tauchte kein Rettungswagen auf
Der betroffene Mitarbeiter, der sich momentan nicht im Dienst befindet, aber nicht suspendiert ist, war als Disponent zuständig für die Weiterleitung des Notrufes. Und da scheint es wohl Fehler gegeben zu haben.
Rückblick: Klaus B. war um 18.35 Uhr in der Umkleidekabine der Arena schlecht geworden. Arena-Sanitäter kümmerten sich um ihn und riefen den Notarzt. Doch der kam nicht. Was Klaus B. nicht wusste: Es war bereits ein Rettungswagen unterwegs, doch der steuerte statt der Arena eine Gaststätte im Bereich des gegenüberliegenden easyCredit-Stadions an. Als da kein Patient zu finden war, drehte der Rettungswagen wieder ab.
In der Zwischenzeit verschlechterte sich B.s Zustand
In der Zwischenzeit verschlechterte sich B.s Zustand in der Kabine. Er verlor das Bewusstsein. Trotz dreier Notrufe tauchte kein Rettungswagen auf. Erst um 20.04 Uhr war die „echte“ Hilfe da, der Notarzt musste den Patienten bereits reanimieren. Um 3 Uhr starb Klaus B. in der Klinik.
Engelbrecht: „Wir ermitteln intern, müssen aber erst die Untersuchungsergebnisse der Polizei abwarten“. Viel kann er wegen des laufenden Verfahrens nicht sagen. „Es könnte sein, dass der Fehler – oder eher einer von mehreren Fehlern – beim Disponenten liegt. Der Mann ist sehr betroffen. Es sind viele Faktoren dazugekommen“, deutet Engelbrecht an. Über die könne er aber noch nicht sprechen.
Geklärt werden muss nun, ob der Mann hätte gerettet werden können
Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile die Unterlagen jenes Samstagabends, die belegen, wer in der Leitstelle wen wann angerufen und wohin geschickt hat. Geklärt werden muss auch, ob das Leben des Mannes hätte gerettet werden können, wenn er früher Hilfe erhalten hätte. sw
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