Nordendorf: Tote Schüler starben im Drogenrausch

Nordendorf - Ein Vater entdeckt in seinem Haus die Leiche seines Sohnes und die eines seiner Freunde. Zu den Hintergründen des schockierenden Fundes im schwäbischen Nordendorf gibt es noch viele Fragen.
Laut Polizei gab es, auch durch die "Auffindesituation", wie es Polizeisprecher Michael Jakob im Gespräch mit der AZ nennt, weder Hinweise auf ein Gewaltverbrechen noch auf Suizid. Erkenntnisse soll das Obduktionsergebnis liefern.
Nach vorläufigen Erkenntnissen sollen die beiden jedoch an Drogen gestorben sein. Wie die Kripo am Dienstag mitteilte, hat ein Drogenvortest bei der Obduktion der Leichen der 15 und 16 Jahre alten Jungen Hinweise auf einen Rauschgiftkonsum ergeben.
"Zur exakten Bestimmung der konsumierten Rauschmittel, welche nach derzeitigen Erkenntnissen zum Tod der beiden Jugendlichen führten, wurde ein chemisch-toxikologisches Gutachten in Auftrag gegeben", berichtete Michael Jakob vom Augsburger Polizeipräsidium. Die Beamten versuchten nun, die möglichen Lieferanten der Drogen zu finden. Es geht nach bisherigen Erkenntnissen um Amphetamine, die die zwei Jungen genommen haben könnten.
Die Eltern eines 16-Jährigen hatten am Samstagmorgen in ihrem Haus in Nordendorf die Leichen ihres Sohnes sowie des 15-Jährigen gefunden. Der Jüngere hatte bei seinem Freund übernachtet. Am Morgen waren beide tot.
Amphetamine als Todesursache?
"Bei den kriminalpolizeilichen Ermittlungen konnten zudem Betäubungsmittel aufgefunden werden, welche zur Stoffgruppe der Amphetamine gehören", erklärte Polizeisprecher Jakob. Wo genau die Amphetamine entdeckt wurden, sagte er nicht. Die weiteren Laboruntersuchungen sollen nun eindeutig klären, ob die Amphetamine zum Tod der beiden Jugendlichen geführt haben. Wann die Ergebnisse vorliegen, war zunächst noch unklar.
Für die Kripo geht es nun vor allem darum, die Herkunft der Drogen zu ermitteln. Deswegen ist die Polizei auch weiterhin sehr zurückhaltend mit Informationen zu dem Fall.
Bei Amphetaminen handelt es sich um synthetische Drogen, die auch als "Speed" bekannt sind. Ähnlich wie das verwandte Ecstasy haben sie eine euphorisierende Wirkung, können aber auch schwerwiegende Gesundheitsprobleme beispielsweise am Herzen verursachen. Experten warnen auch deshalb vor Amphetaminen, weil diese in den Kapseln oder Tabletten häufig mit anderen Substanzen vermischt werden. "Diese Mischungen können unter anderem zu extremen Kreislaufbelastungen, akuten Angstzuständen, Vergiftungen und allergischen Reaktionen führen", klärt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen auf.
Große Bestürzung an der Schule der beiden
An der Mittelschule im benachbarten Meitingen, wo der Jüngere seinen Abschluss machen sollte, war das Geschehen am Montag ein großes Thema. Die Nachricht hatte sich schon verbreitet. Für die Mitschüler des 15-Jährigen seien Prüfungen verschoben worden. Diese seien nicht zumutbar, unmittelbar nachdem die Jugendlichen einen Freund verloren haben, erklärte der Schulleiter. Der verstorbene 16-Jährige war früher ebenfalls an der Schule, hatte aber bereits seinen Abschluss gemacht.
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