Nochmal raus mit dem 9-Euro-Ticket: Auf zu kulinarischen Genüssen in Bayern

Nie schmeckt eine Mahlzeit besser als nach einem kleinen Spaziergang. Deshalb führen wir Sie heute über Almwiesen, durch die hügelige fränkische Landschaft und sogar in dunkle Keller – weil es dort überall nicht nur viel zu sehen, sondern vor allem auch viele Köstlichkeiten zu probieren gibt.
Für manche Ausflüge lohnt sich ein ganzes Wochenende einzuplanen. Für andere reichen ein paar Stunden aus, um die Landschaft zu genießen, sich niederzulassen und vielleicht mit dem ein oder anderen ins Gespräch zu kommen. Denn noch etwas haben die Genusstouren gemeinsam: Überall gibt es viel zu erfahren.
"Fünf-Seidla-Steig": Eine Bier-Wanderung in Franken
Altbayern ist stolz auf seine Biere. Doch hätten Sie gewusst, dass die höchste Brauereiendichte der Welt gar nicht hier liegt, sondern in Oberfranken? Sogar einen Weltrekord stellen die Franken auf: 173 Brauereien kommen dort auf 1,1 Millionen Einwohner. Einen Eindruck von der Vielfalt des fränkischen Bieres kann man sich auf dem "Fünf-Seidla-Steig" verschaffen.
Seidla ist übrigens der fränkische Ausdruck für eine Halbe. Auf einer Strecke von zehn Kilometern liegen in der südlichen Fränkischen Schweiz fünf Brauereigasthöfe – und die kann man in einer Rundtour nach und nach abklappern. Sinnvoll ist es, die kleine Biertour mit einem Aufenthalt in Nürnberg zu kombinieren.
Vom Hauptbahnhof aus kommt man mit U-Bahn und Regionalzug in etwa 50 Minuten direkt zum Einstieg des Weges in Weißenohe. Dort kann man sich das erste Seidla in der Klosterbrauerei Weißenohe genehmigen. Es gibt dort auch Biere aus einem traditionell gepichten Holzfass. So heißt eine Technik, die das Fass mit Pech versiegelt.
Das nächste Bier bekommt der durstige Wanderer in Gräfenberg im "Biergarten zum Bergschlösschen" der Brauerei Friedmann. Die Spezialität ist ein naturtrübes Bier. Der nächste Stopp liegt praktischerweise im selben Ort. Im Lindenbräu gibt es übrigens auch Bier in einer hochprozentigen Variante – als Bierschnaps.
Die zwei nächsten Brauereien sind einmal alt (aus dem Jahre 1897) und einmal recht jung: 2007 beschlossen zwei Familien, dass sie etwas gegen das damalige Brauereisterben in der Fränkischen Schweiz tun müssen. Zum Glück! Denn das Pils und das Dunkle Thuisbrunner Elchbräu sind beide mit dem "European Beer Star" in Gold ausgezeichnet.

Außerdem gibt es noch wechselnde Spezialbiere wie das Rauchbier, von dem man sagt, dass es nach Schinken schmeckt. Weil der Franke bekanntlich ein Sparfuchs ist, gibt es für den "Fünf-Seidla-Weg" eine eigene Stempelkarte. Wer in allen Brauereien einkehrt und sich einen Stempel abholt, kann am Ende den "Fünf-Seidla-Krug" zu einem günstigeren Preis kaufen.
Der gesamte Weg ist beschildert und als Runde angelegt, so dass man am Schluss wieder am Bahnhof Weißenohe heraus kommt. Von dort aus fährt die Bahn stündlich zum Nürnberger Nordostbahnhof.
Geitau in Bayrischzell: Käse frisch von der Alm
Vor etwa sieben Jahren haben Mönche vom Kloster Scheyern die Geitauer Alm wieder aufgebaut – 1077 begann dort im Leitzachtal die Geschichte des Klosters. Die Alm liegt in Bayrischzell unterhalb der Aiplspitz. Dort grasen mehr als 20 Milchkühe und auch ein paar Ziegen. Die frische Milch wird von einer Sennerin direkt vor Ort in der Almkäserei weiterverarbeitet. Selbstgemachter Käse und deftige Brotzeit lassen sich dort genießen – und schmecken besonders gut, weil man zuerst einen etwa eineinhalbstündigen Aufstieg bewältigen muss.

Start ist in Gaitau. Von München ist dieses Örtchen mit der Bayerische Regiobahn etwa eineinviertel Stunden entfernt. Umsteigen ist nicht notwendig. In Gaitau kann man den Schildern Richtung Aiplspitz/ Geitauer Alm folgen. Wanderer passieren Viehweiden, folgen einem Wirtschaftsweg. Der steilste Abschnitt geht durch einen Bergwald. Wer an die Wanderung zur Geitauer Alm noch eine Gipfeltour anschließen möchte, hat die Wahl zwischen der Aiplspitz (1.759 Meter, etwa 1,5 Stunden Gehzeit) und der Heißenplatte.
Residenz Würzburg: Wein-Probe in den Katakomben
Bayern ist nicht nur Land des Bieres, sondern auch des Weines. In Würzburg kann man gleich in einigen Weinkellern umgeben von Holzfässern und alten Gemäuern, kosten, wie der fränkische Wein schmeckt.
Zum Beispiel im Staatlichen Hofkeller unter der barocken Würzburger Residenz. Es ist eines der ältesten Weingüter Deutschlands. Hier kann man durch das Kellergewölbe spazieren und je nachdem, an welcher Führung man teilnimmt, zum Beispiel sechs Weine für 37 Euro kosten (Vorverkauf: Telefon 0931/30509-27).

Auch auf dem Weingut der Stiftung Juliusspital kann man an einer Führung teilnehmen und Weine probieren. 90 Minuten lang reist man durch 430 Jahre Weingeschichte auf einem der größten Weingüter Deutschlands. Führungen finden unter anderem samstags um 15, 16 und 17 Uhr statt. Eine kleine Probe mit drei Weinen kostet 15 Euro. Tickets über juliusspital-weingut.de. Würzburg erreicht man von München aus im günstigsten Fall in etwa drei Stunden mit der Regionalbahn.
Bräustüberl Weihenstephan: Wo sie den Obazdn erfanden
Wer auf die Idee kam, Camembert, Butter, Zwiebeln, Pfeffer, Salz, Paprikapulver, Kümmel (und einen Schuss Bier) zusammenzudrücken, und daraus einen der beliebtesten Biergarten-Klassiker zu machen?
Die Wirtin Katharina Eisenreich vom Bräustüberl Weihenstephan in Freising soll dafür verantwortlich sein. Anfang der 20er Jahre, als es noch keine Kühlschränke gab, wusste sie nicht, was sie mit den Camembert-Resten machen sollte.

Da hatte sie den Einfall, den Käse aufzuwerten und noch einmal auf den Teller zu bringen. Den Biergarten, wo sie den Obazdn erfand, gibt es heute immer noch. Auch den Ursprung des Bieres kann man hier entdecken. Denn der Biergarten mit seinen 500 Plätzen liegt auf dem Weihenstephaner Berg auf dem Campus des Lehrstuhls für Brauereitechnologie. Gleich nebenan befindet sich die älteste Brauerei der Welt.
Freising ist gut mit der S-Bahn und vom Hauptbahnhof und mit dem Regionalzug zu erreichen – von dort aus dauert es bloß 25 Minuten.
Vom Freisinger Bahnhof sind es zu Fuß etwa 20 Minuten. Oben auf dem Berg hat man einen der schönsten Blicke über Freising - und bis nach München.
Café Winklstüberl in Fischbachau: Wo Udo Jürgens naschte
Die Kuchen und Torten im Café Winklstüberl in Fischbachau gelten als legendär – und zwar schon seit Jahrzehnten. Sie sollen sogar Udo Jürgens Anfang der 70er zu seinem Super-Hit "Aber mit Sahne" inspiriert haben...
Die Kuchentheke im Café Winklstüberl ist immer gut gefüllt: mit Schwarzwälder Kirschtorte, Bienenstich, Blaubeerkuchen, Käsesahne und noch vielen anderen Leckereien. Obacht: Die Stücke sind riesig!

Das Café, das sich am Fuß vom Breitenstein befindet, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Um 1300 wurde es als "Schwaige Wynckel" erstmals erwähnt. Seit 1950 betreibt die Familie Mairhofer das Café. Die Chefin, Thekla Mairhofer, kennen manche vielleicht noch aus dem Fernsehen, zum Beispiel aus der beliebten Serie "Café Meineid" im BR Fernsehen.
Nach Fischbachau kommt man mit der Bayerischen Regiobahn Richtung Bayrischzell. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und zehn Minuten. Man muss nicht umsteigen. Vom Bahnhof aus muss man noch mal eine Viertelstunde laufen.