Noch immer verdienen Frauen viel weniger
NÜRNBERG Gleiches Geld für gleiche Arbeit? In Deutschland verdienen Frauen 23 Prozent (gemessen am Bruttostundenverdienst) weniger! Sie müssen bis zum heutigen 25. März arbeiten, um das Vorjahresgehalt der Männer zu erreichen. Um es ganz überspitzt zu sagen: Frauen schieben quasi bis einschließlich diesen Freitag unbezahlte Überstunden...
Um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, findet just an jenem Stichtag seit einigen Jahren der „Equal Pay Day“ (Tag der gleichen Bezahlung) statt. „Die Gründe, warum Frauen weniger verdienen als Männer, sind komplex“, weiß Ida Hiller, die Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg: Frauen arbeiten oft in Branchen mit niedrigem Lohnniveau – etwa im Pflegebereich. Frauen sind seltener in den Führungsetagen vertreten (und wenn doch, verdienen sie auch dort weniger, im Schnitt 28 Prozent). Frauen verfügen meist über weniger Berufsjahre – aufgrund von Elternzeit und Co. Damit, so Hiller, lasse sich allerdings nur der kleinere Teil der Lohnlücke erklären. „Der Rest, ungefähr zwei Drittel der Lohndifferenz, bleibt unerklärlich. Wie etwa die nachgewiesenen Einkommensdifferenzen zwischen gleich qualifizierten Berufseinsteigerinnen und -einsteigern im gleichen Beruf und im gleichen Betrieb.“ Die Differenz hier liegt bei etwa acht Prozent.
Darüber hinaus sind Frauen überproportional häufig prekär beschäftigt, so DGB-Funktionär Stephan Doll: „Also in Mini-Jobs, befristeter Beschäftigung oder unfreiwillig in Teilzeit.“ Unfreiwillig deshalb, weil „viele Frauen gerne Vollzeit arbeiten würden, aber aufgrund der mangelnden Kinderbetreuungsplätze nicht können.“ Entscheidend dafür, welches Elternteil zu Gunsten der Kinder Teilzeit arbeitet, ist aber wiederum das Gehalt: Wer besser verdient, geht weiter voll arbeiten. Ein Teufelskreis...
Ida Hiller ist von 13 bis 15 Uhr am „Equal Pay Day“-Infostand (Karolinenstraße, Höhe Karstadt), www.equalpayday.de
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