Nix wie raus!
NÜRNBERG -Nürnberg ist schön. Doch anderswo gibt es auch großartige Kunst zu bestaunen – ein Überblick, von Afghanistan über Ernst Ludwig Kirchner bis Andy Warhol
Wenn ab dem 18. März die renovierte Meistergalerie im Germanischen Nationalmuseum wieder eröffnet, kann man als Franke nach den weithin beachteten Schauen von Daniel Buren im Neuen Museum und Juergen Teller in der Kunsthalle den Kunstmetropolen München, Berlin und Frankfurt gelassen gegenübertreten. Und neidfrei überprüfen, was die anderen 2010 zu bieten haben. Bei etlichen Ausstellungen heißt es: Nix wie raus! Aber bitte nur kurz.
Die bisher umfassendste Werkschau von Frida Kahlo vom 30. April bis 9. August im Martin-Gropius-Bau in Berlin treibt das Museum sicher an den Rand des Besucher-Kollapses. Einen Zoo lässt der Hamburger Bahnhof los: Vom 23. Januar bis 24. Mai zeigt er die Ausstellung „Walton Ford Bestiarium“. Die großformatigen Tier-Aquarelle des 1960 geborenen US-Künstlers, die an Drucke französischer und britischer Illustratoren der Kolonialzeit erinnern, sind das erste Mal in Europa zu erleben.
Gerade wird viel über den Tod des Pop geredet, in Hamburg lebt er noch: Die Kunsthalle vereint vom 12. Februar bis 9. Mai in „Pop Life Warhol, Haring, Koons, Hirst“ Werke von einigen der bekanntesten Künstler der vergangenen Jahrzehnte.
Mit insgesamt 200 Werken aus Malerei, Fotografie, Videokunst und Grafik wagt die Kunsthalle Emden vom 23. Januar bis 24. Mai eine Großschau: „Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit“ zwingt Werke von Gustave Courbet, Edward Hopper und Andreas Gursky zusammen. Ob das was wird?
Da geht das Städel Museum Frankfurt mit dem Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) vom 23. April bis 25. Juli eher auf Nummer sicher. Mit 170 Werken zeigt es die umfassendste Retrospektive seit 30 Jahren. Auch Impressionismus geht immer — gerade in der Krise. Das Museum Folkwang in Essen zeigt 80 Gemälde von Édouard Manet, Camille Pissarro und Claude Monet.
Da wagt das Museum Ludwig in Köln mehr, schließlich kennen Kenner vom russischen Maler Kasimir Malewitsch (1878 – 1935) mehr als sein legendäres „Schwarzes Quadrat“. Vom 5. Februar bis 22. August zeigt das Museum seine komplette Sammlung des Künstlers.
Nahe am Politikum bewegt sich die Kulturhalle der Bundesrepublik in Bonn vom 11. Juni bis 3. Oktober mit der Schau „Afghanistan. Gerettete Schätze“. Als Überlebende von jahrzentelangen Kriegen haben die 230 Exponate des Nationalmuseums in Kabul Seltenheitswert.
Der internationale Erfolg deutscher Gegenwarts-Malerei hat einen Namen: Neo Rauch. Das Werk des Leipzigers (geboren 1960) wird in den USA auf Jahre im Voraus verkauft. Da lohnt sich die Fahrt nach München, wo die Pinakothek der Moderne ab 20. April eine Retrospektive mit rund 120 Gemälden zeigt, darunter Arbeiten, die noch nie zu sehen waren. GK/mm