Nisten Rechtsextreme in Gostenhof?
Die NPD plant ein „Bürgerbüro“ samt brauner WG in der Bärenschanzstraße. Die Anwohner sind entsetzt: Neonazis drangen schon in fremde Hinterhöfe ein und beschädigten die Haustür.
NÜRNBERG Die Bärenschanzstraße ist ein friedliches Gostenhofer Wohnviertel mit properen Altbauten. Hier leben Deutsche, Türken, Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien friedlich miteinander. Studenten der evangelischen Fachhochschule flanieren zum Rosenaupark, unter den Sonnenschirmen der Cafés und Restaurants räkeln sich die Mittagsgäste.
Mit dieser Idylle könnte es bald vorbei sein: Denn die rechtsextremistische NPD plant, gegenüber der FH, ein „Bürgerbüro“ einzurichten. Die Partei will über einen Strohmann als Käufer das Objekt anmieten oder gar erwerben. Zudem, frohlocken die Drahtzieher auf einer Internetseite der „Freien Nationalisten Nürnberg“, solle „das Haus als Wohnmöglichkeit für verschiedene Nationalisten dienen, die so nicht nur eine günstige Wohnung beziehen, sondern gleichzeitig das Haus vor Anschlägen der gewaltbereiten Antifa schützen können.“
Angst vorm rechten "Gschwaddl nebenan"
Für die Anwohner eine Farce! „Wenn das durchgeht, können wir hier nicht mehr sicher leben“, sagt eine ältere Frau aus dem Nachbarhaus. „Bei uns steht die Tür zum Hinterhof immer offen“, erzählt sie. Allerdings: „Wenn so ein Gschwaddl nebenan einzieht, geht das nicht mehr.“
Einen Vorgeschmack auf die neue Nachbarschaft hat die Dame, die ihren Namen „auf keinen Fall in der Zeitung lesen“ möchte, schon vor zwei Tagen bekommen: „Da waren komische Typen im Hinterhof, die sich umgesehen haben und über die Mauer in den Nachbarhof klettern wollten.“ Anscheinend Neonazis auf Ortsbegehung...
Für ein Foto, das „Freie Nationalisten“ und NPD auf einschlägigen Internet-Portalen zu Schau stellen, wurde gar schon ein NPD-Schild an der Tür angebracht. Die Spuren sind immer noch zu sehen – Sachbeschädigung?
„Die werden hier keine Freude haben“
Die Anwohner haben jetzt andere Probleme als Kerben im Holz der Tür: Es geht schlichtweg die Angst um, Sympathisanten der NPD finden sich keine im alternativen Multi-Kulti-Quartier. FH-Studenten reagieren empört auf die Pläne der neuen Möchtegern-Nachbarn: „Die werden hier keine Freude haben.“
Auch bei der Stadt schrillen die Alarmglocken: „Wir werden uns mit dem Hauseigentümer in Verbindung setzen“, kündigt Peter Murrmann vom Bürgermeisteramt an. StW
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