Niedrigzins quält Volksbanken: Gewinnminus trotz Expansion
München (dpa/lby) - Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken leiden zunehmend unter der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank: Obwohl die 236 Genossenschaftsbanken ihr Geschäft im vergangenen Jahr stark ausgeweitet haben, ist der Vorsteuergewinn mit einem Minus von 16 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro eingebrochen. Gleichzeitig vergeben die vorwiegend auf dem Lande aktiven Genossenschaftsbanker mehr Darlehen: Die Gesamtsumme der Kredite stieg um 6,1 Prozent auf 102 Milliarden Euro. Der Genossenschaftsverband (GVB) ist dennoch optimistisch: In den nächsten Jahren sind trotz kontinuierlich schrumpfender Zinserträge nach Einschätzung von Verbandspräsident Jürgen Gros keine Schieflagen zu erwarten: "Ich bin völlig entspannt, was die weitere Profitabilität unserer Gruppe betrifft."
Die Volks- und Raiffeisenbanken waren während der internationalen Finanzkrise wie die Sparkassen ein Hort der Stabilität. Auch jetzt schneiden die kleinen Genossenschaftsbanken im Vergleich zu leidenden Großbanken wie der Deutschen Bank bei wesentlichen Kennzahlen nach wie vor sehr gut ab: Die Kosten sind im Verhältnis sehr viel niedriger und die Erträge höher. Doch wie Gros einräumte, wäre auch bei Genossenschaftsbanken das Gewinnminus ohne die starke Ausweitung des Kreditgeschäfts noch größer ausgefallen. Die Mitglieder des Verbands achteten aber sehr genau auf die Risiken, betonte Gros. "Wir sehen die Gefahren für unser Kreditbuch als überschaubar an."
Die Bürger haben sich nach den Zahlen des GVB inzwischen offenbar mit den Niedrigzinsen abgefunden, obwohl Sparbücher und viele andere Anlageformen nur noch sehr kleine oder gar keine Renditen mehr abwerfen. Denn auch die Einlagen der Kunden wuchsen kräftig um knapp fünf Prozent auf 130 Milliarden Euro.
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