Nichts geht mehr oder: Minarette sich, wer kann

Urban Priols gefeierter Jahresrückblick in der Meistersingerhalle — am Donnerstag im Fernsehen
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Erst live, dann im Fernsehen: Urban Priol mit Jahresrückblick.
AP Erst live, dann im Fernsehen: Urban Priol mit Jahresrückblick.

NÜRNBERG - Urban Priols gefeierter Jahresrückblick in der Meistersingerhalle — am Donnerstag im Fernsehen

Wie sieht ein typischer Albtraum von Urban Priol aus? Er muss die Weihnachtsansprache von Horst Köhler in Endlosschleife sehen – und die Neujahrsrede von Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu, wenn’s schlimm kommt. Die ausverkaufte Meistersingerhalle verstand sicherlich die Ängste und Ärgernisse, die der Aschaffenburger Kabarettist – umstellt von den Fernsehkameras des Bayerischen Rundfunks – im Rahmen seines gewohnt bissigen Jahresrückblicks „Tilt! – 2009“ auf den Punkt brachte.

Viel mehr als eine einsame Tonne als Rednerpult und ein (alkoholfreies) Weizen benötigt der 48-jährige Satire-Star aus „Neues aus der Anstalt“ bei seinem schonungslosen Rundumschlag gegen die Politik nicht. Die sturmgeformte Frisur und das Hemd in Testbild-Farben sitzen, Luftholen ist für ihn in den kommenden drei Stunden Nebensache. Allein die neue Tigerenten-Koalition bietet genug Steilvorlagen und passt hervorragend zum Untertitel seiner Rückschau „Wenn nichts mehr geht...“: „Kümmerin“ Merkel ist für Priol nach wie vor eine Sphinx, die sich vor allem durch Unverbindlichkeit und Untätigkeit auszeichnet, während sich Außenminister Westerwelle noch Anfang des Jahres vor der Rückkehr einer „DDR-Light“ fürchtete. In der Krise bekommt auch der Kabarettist die Krise: Der von Merkel angemahnte Gemeinsinn wird entlarvt als „Privatisierung der Gewinne und Vergesellschaftung der Verluste“.

Priol kommentiert und imitiert nicht nur das „Gruselkabinett“ glänzend, wortwitzelt (über die Schweiz: „Minarette sich, wer kann“), nimmt kleine gekonnte Schlenker zum Papst oder zu Til Schweiger, und landet wieder bei seinem Lieblingsaufreger, der Politik. Verbale Ohrfeigen verteilt er dabei über Partei- und Landesgrenzen hinaus, gibt aber am Ende besonders an die politikverdrossenen Deutschen den Rat, auch mal „zurückzuärgern“.

Doch trotzdem verspricht er den bestens unterhaltenen Zuschauern: „Auch 2010 wird wieder bescheuert.“ Benjamin Jungert

Das Bayerische Fernsehen zeichnete den Abend auf. Sendetermine: Donnerstag, 21.45 Uhr, Freitag, 22.45 Uhr

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