Nicht schlecht: So wohnen Mörder heute
Für Männer, die nach Verbüßung ihrer Haftstrafe zu gefährlich sind, um freizukommen, gibt es in Straubing ein neues Gebäude – mit 81 Plätzen, 71 neuen Angestellten und überdachtem Grillplatz
STRAUBING - Die Zellen heißen jetzt Zimmer, die Bewohner dürfen rauchen. Die Fenster sind aber nach wie vor mit dickem Stahl vergittert. In der sengenden Mittagshitze hat ein Insasse seine Turnschuhe zum Lüften zwischen die Gitter geklemmt. Er ist einer von fünf Sicherungsverwahrten, die bereits in das brandneue Gebäude eingezogen sind.
Nebenan feiern zur selben Zeit 200 Gäste aus Politik, Justiz und Polizei die Einweihung des Gebäudes in der Justizvollzugsanstalt Straubing.
24 Millionen Euro hat es gekostet, bis zu 84 Sicherungsverwahrte können im neuen Trakt untergebracht werden. Dafür wurden 71 neue Stellen geschaffen, darunter 41 Justizangestellte, sieben Psychologen, sieben Sozialarbeiter, ein Psychiater, ein Allgemeinarzt, ein Jurist und vier Verwaltungskräfte betreuen die Insassen.
Während der Einweihungsfeier segnet Pfarrer Wilfried Lippe „nicht vorrangig das Gebäude, sondern alle Menschen, die hier untergebracht sind und hier arbeiten“. Anschließend beten die Gäste ein Vaterunser und singen, inklusive Justizministerin Beate Merk, die Bayernhymne.
Für den Insassen, der sein neues Zuhause schon bezogen hat, bedeutet dies: Er wohnt jetzt in einem 15 Quadratmeter großen Raum, statt bisher in einer Zelle mit durchschnittlich acht bis zehn Quadratmetern Größe. Zusammen mit elf anderen Sicherungsverwahrten teilt er sich eine große Küche, einen Haushaltsraum mit Bügelbrett und Waschmaschinen sowie Aufenthaltsräume. „Von 6 Uhr bis 23.30 Uhr kann sich der Sicherungsverwahrte außerhalb seines Zimmers aufhalten“, sagt Clemens Schmid, Chef des neuen Gebäudekomplexes. Das bedeutet, er kann arbeiten gehen, zum Beispiel teure Reitsattel oder Ringermatten herstellen, oder bei MTU arbeiten, das in der JVA Straubing 100 Männer beschäftigt. Bis zu 400 Euro im Monat können die Sicherungsverwahrten verdienen.
Zur Freizeitbeschäftigung gibt es drei verschiedene umzäunte Höfe im Freien. Noch stehen die Sitzbänke und Sportgeräte auf blanker Erde. Bald sollen die Flächen begrünt werden. Bei Regen können die Bewohner überdacht grillen. Rund 60 Männer werden in den kommenden Monaten in das neue Gebäude einziehen.
Auch der Mörder der Joggerin Margit Ruhstorfer aus Abensberg in das neue Gebäude in Straubing anziehen. Sein Anwalt Adam Ahmed, der 23 Mandanten mit Sicherungsverwahrung betreut, kritisiert, dass die Anzahl der Therapeuten viel zu gering sei. Ein weiterer Mandant von ihm wird wohl auch bald hierher umziehen: Der so genannte Maskenmörder, der 2002 die 12-jährige Vanessa aus Gersthofen mit 21 Messerstichen tötete. Die höchstrichterliche Entscheidung über seine Sicherungsverwahrung erfolgt in Kürze. W. wäre dann mit 31 Jahren der jüngste Insasse. Der älteste ist 78.
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