Nicht rechnen, nur punkten!
"Das ist Willensschulung" sagt Thomas von Heesen. Bei ihm müssen Club-Profis auch mal über die eigenen Grenzen gehen. Hier sehen Sie, was Club-Trainer Thomas von Heesen seine Profis noch lehren muss.
NÜRNBERG Noch bleiben dem Club elf Partien, um nach der mit einem Zähler belohnten Nulldiät gegen den HSV den Kopf aus der nicht lockerer werdenden Abstiegsschlinge zu ziehen.
„Das 0:0“, weiß auch Trainer Thomas von Heesen, „war ein bisschen zu wenig in diesem Schneckenrennen da unten. Es wird für uns bis zum vorletzten, wahrscheinlich sogar letzten Spieltag um den Klassenverbleib gehen.“ Mit einem Plus auf der Habenseite, das weit unterhalb der die sichere Rettung verheißenden 40-Punkte-Marke anzusiedeln sein wird.
Keine Rechnung
Von Heesen interessiert allerdings nicht die Bohne, ob 28, 30 oder 32 zur Rettung nötig sein werden. „Ich rechne nicht – Ende der Durchsage“, erklärt der 46-jährige, auch nach dem sechsten Auftritt unter seiner Regie noch sieglose Club-Coach. Denn: „Die Wahrheit liegt in den Trainingsabläufen, in inhaltlicher Arbeit, damit alle im Spiel merken: Hoppla, wir können das auch umsetzen, wir können erfolgreich sein.“ Angesichts der prekären Lage im Tabellenkeller wird Siegen schon zur Pflicht.
Folglich lässt von Heesen seine Schützlinge im Training auf Hochtouren laufen. Will über intensiv bestrittene Übungsformen für Ballsicherheit, nahezu blindes Verständnis untereinander, richtige Laufwege, höhere Chancenauswertung und engagiertes Pressing – was gegen den HSV zumindest knapp eine Stunde gelang – sorgen.
Kein Tralala
„Die Jungs müssen an und über ihre Grenzen gehen, auch wenn sie dabei körperlich heftig pumpen“, fordert der Club-Trainer. „Das ist Willensschulung, wir betreiben da draußen ja kein Tralala“, zeigt er über seine Schulter in Richtung Übungsgelände – und nimmt einen Schluck Wasser.
In der Endabrechnung wäre Sekt statt Selters wünschenswerter. Und dazu ist von Heesen jedes Mittel recht. Frei nach dem Motto: „Eine Strategie ist besser als purer Aktionismus.“ Denn es gibt noch „viel zu lernen, bis es nach meinen Vorstellungen geht“.
Beispielsweise, dass seine Führungsspieler „Andy Wolf und Zvjezdan Misimovic klare Kommandos geben, auch mal einen Rhythmuswechsel einlegen, das Geschehen verlangsamen, wenn es nötig wird und keine hohen Bälle ins Nichts geschlagen werden.“
Foulen lassen als Stilmittel
Nachhilfe gibt es auch in puncto Cleverness. „Sich auch mal foulen zu lassen, das ist auch ein Stilmittel, um Ruhe ins Spiel zu bringen. Da darf man dann auch mal ein bisschen länger liegen bleiben. Unsere Ärzte müssen sich auch umstellen, und dürfen nicht immer gleich aufs Feld rennen wollen. Das sind Kleinigkeiten, die den Erfolg ausmachen können.“
Im Schneckenrennen gegen den Abstieg, in dem es nur ein Ziel gibt: Punkten, punkten, punkten – „um am Ende drei Mannschaften hinter sich zu lassen. Egal, wie viele Zähler dafür auch nötig sind“, fordert von Heesen.
Markus Löser
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