Nicht gewonnen, nichts zerronnen

NÜRNBERG Die Club-Fans unter den 48.548 Zuschauern warteten am Sonntag vergeblich auf das große Ausrufezeichen im ersten Entscheidungsspiel um die Europa League. Die Nullnummer im ausverkauften Heimspiel gegen Nebenbuhler Mainz hat jedoch nichts am Erreichen des großen Ziels geändert. „Ein 0:0 ist mir lieber, als alles zu verlieren“, hat FCN-Trainer Dieter Hecking drei Spieltage vor Saisonende keinen Deut von seinem Kampfgeist eingebüßt, denn: „Wenn Mainz patzt, wollen wir zur Stelle sein!“
Präsent waren seine Schützlinge auch im direkten Duell. Dennoch blieben Chancen bis auf Mehmet Ekicis Freistoßkracher an den Pfosten (20.) Mangelware. Mainz demonstrierte mit zwei tief stehenden Viererketten in Mittelfeld und Abwehr von Beginn seine bescheidenden Ansprüche auf einen Punkt. Nadelstiche dank blitzschnellem Umschalten inklusive. „62 Prozent Ballbesitz waren unser Verhängnis“, analysiert Hecking. „Wir haben nicht sauber gespielt, uns immer wieder im engmaschigen Netz der Mainzer verfangen.“
"Wir geben uns nicht kampflos auf"
Meist begann der Anfang vom Ende schon in der Hintermannschaft. Das ist den Nachwuchskräften Timothy Chandler und Philipp Wollscheid zu verzeihen, den Routiniers weniger. Andreas Wolf versuchte sein Glück mit langen Bällen ins Niemandsland, Javier Pinola zelebrierte ein Fehlpass-Festival. Der Trainer sieht’s pragmatischer: „Alle haben Gründe, sich an die eigene Nase zu fassen.“
Nicht gewonnen, nichts zerronnen – „wir geben uns nicht kampflos auf“, versichert Stürmer Julian Schieber. Auch Jens Hegeler wirft die Flinte nicht ins Korn: „Ein Sieg wäre schön gewesen, aber es war nicht wichtig, schon jetzt vorbeizuziehen.“ Das hat sich der Schlaks für den letzten Spieltag aufgehoben. „Da fällt die Entscheidung – hoffentlich zu unseren Gunsten.“
Nichts ist unmöglich. „Wir sind zwei Punkte hinten dran und, Restprogramm hin oder her“, weiß Hecking, „am Saisonende gibt’s immer Ergebnisse, die keiner für möglich hält.“ Mainz empfängt noch Frankfurt und St. Pauli, reist zwischendurch nach Schalke. Der Club hat zwei Auswärtsspiele in Dortmund und Hannover, muss in knapp zwei Wochen gegen Hoffenheim ran. Mainz hat als Fünfter zwei Punkte Vorsprung, einen Treffer weniger erzielt bei identischer Tordifferenz von plus sieben. Der Club darf seine Europa-Tournee buchen, wenn:
Er in den verbleibenden drei Spielen laut Käpt’n Wolf „das Maximale, also neun Punkte rausholt“, Mainz auf höchstens sieben Zähler und nicht mehr Plus-Tore kommt.
Der FSV in die Knie geht, nichts mehr schnitzt, dann reicht ein Sieg sicher. Selbst zwei Remis könnten für Jubelstürme in Franken sorgen.
Ganz einfach formuliert, die zwei Punkte Rückstand irgendwie aufholt.
Dann könnte allerdings Kurioses eintreten. Beide Kontrahenten sind nach dem Saisonfinale am 14. Mai absolut punkt- und torgleich. Letztlich würde nach dem 3:0-Sieg im Hinspiel der direkte Vergleich für Mainz sprechen.
Besser: Mainz einfach überholen. Darauf hat sich die Mannschaft noch am Sonntagabend im „Hax’n Liebermann“ von Aufsichtsrat Fritz Stahlmann auf dem Volksfest eingeschworen. „Platz fünf wäre für uns wie die Deutsche Meisterschaft“, sagt Hecking. Und es ist bekannt, dass im Trainer „ein Feuer nach Titeln lodert“. Den ersten, wenn auch nur einen inoffiziellen, kann er vielleicht schon bald feiern.
Mehr über den Club und was sich die Mannschaft von Trainer Hecking bei den Gladbachern abschauen will, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Dienstag, 26. April.