Nicht für die Schule, sondern fürs Leben...
Traumschnitt 1,0 für 13 junge Nürnberger. Aber nur vier davon sind Jungs.
NÜRNBERG Kaum aus der Schule entlassen und schon mitten im Proseminar Soziologie: Auf die „Gender-Problematik“ kam Nürnbergs Schulbürgermeister Klemens Gsell zu sprechen, als er im Rathaus neun der 13 Nürnberger 1,0-Absolventen zu ihren schulischen Höchstleistungen gratulierte, denn: Nur vier von ihnen sind männlich – im Bildungsbetrieb heißen die Vertreter des starken Geschlechts Silke, Frankziska oder Birgitt.
Oder Katrin: Nach der Mittleren Reife hatte Katrin Peukert aus Fürth jahrelang gejobbt, in Büros und Callcentern. „Aber da gab’s keine Aufstiegsmöglichkeiten“, erkannte die 27-Jährige irgendwann. Und entschloss sich, ihr Abitur nachzuholen. Am Herman-Kesten-Kolleg in Eberhardshof. Mit einem der „Quotenmänner“ im Reigen der 13 Besten – dem Erlanger Manuel Reichelt – schaffte sie dort ihre Allgemeine Hochschulreife „summa cum laude“: Jetzt ist sie an der Uni Erlangen für Psychologie eingeschrieben.
Dass die Einser-Absolventen nicht alle ins Raster des strebsamen Bücherwurms passen, belegt auch Stefan Heider: Vier Stunden tägliches Hochsprung-Training absolvierte der Schwabacher während der Abi-Vorbereitungen. Um Sport als Leistungskurs belegen zu können war er in der 12. Klasse auf die Bertolt-Brecht-Schule gewechselt.
Wie man bei einer solchen Doppelbelastung so gut in der Schule sein kann? „Mein sportlicher Ehrgeiz macht’s möglich“, so Stefans lapidarer Kommentar.
Jetzt will er Medizin studieren und Orthopäde werden: „Ich weiß schon, wo und wie jedes Band im Körper funktioniert“, schmunzelt der Rekonvaleszent diverser Sport-Verletzungen.
Wie war das? „Non scholae, sed vitae discimus – nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir!“. StW