Nicht bei Söder im Kabinett: Was macht Ex-Minister Ludwig Spaenle heute?

Auch als Münchner CSU-Chef ist er geschwächt. Aus der Partei kommen Rücktrittsforderungen.
von  Irene Kleber, Felix Müller
Ludwig Spaenle: Wie lange kann er nun Chef der Münchner CSU bleiben?
Ludwig Spaenle: Wie lange kann er nun Chef der Münchner CSU bleiben? © Petra Schramek

Auch als Münchner CSU-Chef ist Ludwig Spaenle geschwächt. Aus der Partei kommen Rücktrittsforderungen.

München - Der Ex-Minister leckt seine Wunden – auch zwei Tage nachdem der neue CSU-Ministerpräsident Markus Söder Ludwig Spaenle als Kultusminister aufs Abstellgleis geschoben und überraschend den Kultus-Staatssekretär Bernd Sibler auf den Posten befördert hat (AZ berichtete).

Tief getroffen ist Spaenle (56) nicht nur, weil er jahrelang zu Söders eifrigsten Unterstützern gehört hat. Söder hat zuletzt auch kaum eine Gelegenheit ausgelassen, Spaenle mit Lob zu überschütten. Dass Spaenle nebenbei auch privat mit der Familie Söder verbandelt ist – er ist Taufpate von Söders Sohn – geschenkt.

Landtagswahl in Bayern: Was passiert mit Ludwig Spaenle?

Vielleicht noch schlimmer: Spaenles Ende als Minister könnte bittere Folgen für sein Landtagsmandat haben. Bei der Landtagswahl am 14. Oktober muss er als abgesägter Minister im Stimmkreis Schwabing sein Direktmandat verteidigen – und leicht war das schon bei der letzten Wahl 2013 mit Minister-Bonus nicht.

Mit seinen gut 23.000 Erststimmen (31,6 Prozent) damals lag er nur 1.729 Wählerstimmen vor seiner SPD-Gegenkandidatin Isabell Zacharias (29,2 Prozent). Die Grünen hatten fast 13.000 Erststimmen eingefahren (17,7 Prozent), die FDP gut 6.000 (8,2 Prozent). Im Oktober muss Spaenle nicht nur erneut gegen Zacharias antreten, sondern auch gegen den prominenten Ex-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) und den Bund-Naturschutz-Aktivisten und Grünen Christian Hierneis.

CSU-Bezirksverbands: An Spaenles Stuhl wird gesägt

Rege wird CSU-intern nun auch schon diskutiert, wie es mit Spaenles Posten als (noch) mächtigem Chef des Münchner CSU-Bezirksverbands weitergeht. Kann er nach dieser Rauswurf-Watschn weitermachen? "Ich bin sicher, dass er möchte", sagt ein Mandatsträger. "Aber es wird schon gesägt."

Gestern wurden erste Stimmen laut, Spaenle solle nicht bis zur nächsten Vorstandswahl im Sommer 2019 warten, sondern schon jetzt freiwillig den Posten räumen. "Ludwig Spaenle ist ein angezählter Bezirkschef auf Abruf. Es wäre konsequent, dass er sein Amt möglichst schnell aufgibt und den Weg frei macht für einen geregelten Übergang", sagt etwa der CSU-Ortsverbands-Chef aus der Maxvorstadt, Günther Westner.

Wird Josef Schmid Nachfolger von Spaenle?

Als Favoriten für die Nachfolge sehen verschiedene Funktionäre die bisherigen Bezirks-Vize Georg Eisenreich, der künftig Minister für Digitales ist, und Bürgermeister Josef Schmid.

Der Bürgermeister hat wie es ausschaut bald mehr Zeit. Ab Herbst wird er wohl nur einfacher Landtagsabgeordneter sein. Ob das den fleißigen und ehrgeizigen Schmid auslastet? Eher nicht. Das Amt des Münchner CSU-Chefs gilt klassischerweise als Sprungbrett - zum Beispiel in die nächste Staatsregierung. Es wird auch kolportiert, dass sich der neue CSU-General Markus Blume für das Amt interessieren könnte. Was dagegen spricht: Die aktuelle Führungsriege gilt als Blume-kritisch. Und: Sein neues Amt als Generalsekretär lässt wenig Zeit.

Denkbar ist für einige Funktionäre aber auch dieses Szenario: Am 14. April verteilen die Bezirksverbände München und Oberbayern die Listenplätze der CSU für die Landtagswahl. Wenn es Spaenle dort nicht gelingt, sich selbst einen der vorderen guten Plätze zu sichern, dürfte es mit seiner Macht endgültig dahin sein. "Dann", sagt ein Funktionär, "kann er gar nicht anders, als gleich seinen Hut zu nehmen."

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