Neues Gaskraftwerk soll Stromnetz stabilisieren

Vor acht Jahren startete Ex-Ministerpräsident Seehofer mit wehenden Fahnen in die Energiewende. Aus den Ankündigungen ist nichts geworden - nun muss ein Feuerwehr-Kraftwerk zur Netzstabilisierung gebaut werden.
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Das Logo des Konzerns Uniper. Foto: Bernd Thissen/dpa
dpa Das Logo des Konzerns Uniper. Foto: Bernd Thissen/dpa

Bayreuth (dpa/lby) - Ein neues Gaskraftwerk soll ab 2022 als Sicherheitspuffer nach der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks das bayerische Stromnetz stabilisieren. Der Energiekonzern Uniper - ehedem die konventionelle Kraftwerksparte von Eon - wird die 300-Megawatt-Anlage im oberbayerischen Irsching bauen, wie der Netzbetreiber Tennet am Mittwoch in Bayreuth mitteilte. Das neue Kraftwerk soll nicht regelmäßig Strom produzieren, sondern "zur Aufrechterhaltung der Systemsicherheit" kurzfristig einspringen, um die Stromversorgung zu gewährleisten. Nicht berührt von dem Projekt ist das bestehende Gaskraftwerk in Irsching.

Die Kosten der neuen Anlage tragen die Bürger, denn finanziert werden soll der Betrieb über die Netzentgelte - das neue Kraftwerk darf laut Ausschreibungsbedingungen nämlich gar nicht am Strommarkt teilnehmen. "Für die Versorgungssicherheit brauchen wir regionale und klimafreundliche Gaskraftwerke", sagte dazu Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). "Diese müssen aber auch auf dem freien Markt rentabel werden und nicht nur in Notsituationen zum Einsatz kommen."

Der Anlass der Baupläne: Ende 2022 soll Isar II als letztes Atomkraftwerk in Bayern abgeschaltet werden. Fehlender Strom muss dann in den Freistaat transportiert werden. Das Wirtschaftsministerium in München bezifferte die erwartete Lücke auf 30 Terawattstunden im Jahr, das entspricht 30 Milliarden Kilowattstunden.

Die deutschen Überlandleitungen sind für diesen immensen Strombedarf nicht ausreichend gerüstet, schon jetzt muss das Netz häufig durch Ausgleichsmaßnahmen stabilisiert werden.

In Irsching steht das modernste Gaskraftwerk Bayerns, das nur sporadisch Strom produziert und als Netzreserve dient. Wegen der hohen Kosten würden Uniper und seine Partner diese bestehende Anlage am liebsten abschalten, doch hat die Bundesnetzagentur das bislang verhindert. Die rechtliche Auseinandersetzung ist jedoch noch nicht abgeschlossen, wie ein Uniper-Sprecher sagte.

Der geplante Neubau hat einen anderen rechtlichen Status und ist quasi als eine Art Feuerwehr-Kraftwerk gedacht, wenn alle anderen Mittel zur Stabilisierung des Netzes erschöpft sind. Dem jetzt vergebenen Auftrag sollen bis April 2019 noch drei weitere folgen, um insgesamt 1200 Megawatt Reservekapazität für Bayern, Baden-Württemberg und das südliche Hessen zu schaffen.

Der ursprüngliche Plan der Staatsregierung für die Energiewende im Jahr 2011 sah vor, als Ersatz für fehlenden Atomstrom mehrere neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 3000 bis 4000 Megawatt zu bauen. "Wenn wir das nicht zustande bringen, wären wir kein hochindustrialisiertes Land, sondern ein Nachtwächterstaat", sagte Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Juni 2011. Gebaut wurde jedoch kein einziges neues Gaskraftwerk für die reguläre Stromversorgung, da Stadtwerke oder Stromkonzerne damit hohe Verluste einfahren würden.

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