Neuer Job in Franken

Ab nächster Woche moderiert er beim Aschaffenburger Sender „Primavera“ das Wetter – und in Mannheim steht er vor Gericht  
von  Helmut Reister
Wegen Vergewaltigung angeklagt: Jörg Kachelmann vor dem Mannheimer Landgericht.
Wegen Vergewaltigung angeklagt: Jörg Kachelmann vor dem Mannheimer Landgericht. © dapd

ASCHAFFENBURG Vom Bildschirm bleibt er (noch) verbannt, aber seine Stimme ist bald wieder in Deutschland zu hören. Jörg Kachelmann (52), von Vergewaltigungsvorwürfen arg zerzauster Vorzeige-„Wetterfrosch“, hat einen neuen Job. Ab März, immer an den Wochenenden, moderiert er für den Aschaffenburger Radiosender „Primavera“ die regionalen Hochs und Tiefs.

Sein Abschied von der ARD als Wetter-Experte im März letzten Jahres war nicht ganz freiwillig. Der langmähnige, stets etwas zerknittert wirkende Moderator wurde damals unter dem Verdacht festgenommen, eine Ex-Freundin mit dem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Seit Oktober muss er sich deswegen in Mannheim gerichtlich verantworten. Der Haftbefehl ist seitdem unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Zu den Beweggründen, Kachelmann wieder eine mediale Plattform zu liefern, sagte „Primavera“-Chefredakteur Marco Maier  zur AZ: „Wir halten uns an die Tatsache, dass er so lange als unschuldig zu gelten hat, solange kein gegenteiliges Urteil gefällt worden ist.“ Eine Entscheidung des Gerichts wird im April erwartet. „Danach sehen wir weiter“, meinte Maier.

Seine TV-Karriere hat Jörg Kachelmann bereits abgeschlossen. Im Oktober letzten Jahres kündigte er an, nie mehr als Moderator im Fernsehen arbeiten zu wollen. Aber seine Aussage, sich aus der Öffentlichkeit komplett zurückzuziehen, kam offensichtlich etwas zu schnell. „Er will sich jetzt im Radio positionieren“, verkündete Maier die aktuelle Marschrichtung seines neuen Mitarbeiters. Der Aschaffenburger Sender hat die Zusammenarbeit vertraglich zunächst auf ein Jahr befristet. Maier: „Der Vertrag wurde mit Kachelmanns Firma Meteomedia abgeschlossen. Er beinhaltet aber, dass Kachelmann die Moderation selbst übernimmt. Und er beinhaltet ferner, dass die Zusammenarbeit bei einer Verurteilung beendet wird.“

Die Kooperation mit Primavera ist Kachelmanns erstes berufliches Engagement in Deutschland seit Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe. In der Schweiz ist Kachelmann dagegen schon seit Anfang des Jahres wieder mit seinen launigen Wettervorhersagen präsent. Während ihm der Sender „Radio Basel“ seitdem eisern die Treue hält, bekam der Schweizer Sender „Radio Sunshine“ schnell kalte Füße. „Aufgrund diverser Reaktionen aus der Hörerschaft werden wir bis auf weiteres auf Wettermoderationen mit Jörg Kachelmann verzichten“, heißt es in einer Stellungnahme.

 

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