Neuer Aktionsplan regelt möglichen Abschuss von Wölfen
München (dpa/lby) - Wölfe sollen in Bayern zum Schutz von Nutztieren weiter abgeschossen werden dürfen. Voraussetzung ist eine Prüfung und Feststellung, dass die Weidetiere durch Zäune oder andere Maßnahmen nicht geschützt werden können. Das geht aus dem neuen "Aktionsplan Wolf" der Staatsregierung hervor, der am Montag nun auch offiziell veröffentlicht wurde. Eine "Entnahme" kommt demnach auch bei einer "Tötung, Verletzung oder Gefährdung von Nutztieren in nicht schützbaren Weidegebieten, jeweils mit Wiederholungsgefahr, in Betracht". Was "nicht schützbare Weidegebiete" etwa in den Alpen sind, soll von speziellen Kommissionen geprüft und festgelegt werden.
Der Aktionsplan ist höchst umstritten: Naturschützer beklagen, der Abschuss der eigentlich streng geschützten Wölfe werde damit in Bayern deutlich erleichtert. Den Tierhaltern dagegen reicht der Aktionsplan zum Schutz ihrer Rinder, Schafe und Ziegen nicht aus.
Das Umweltministerium erklärte, mit dem Aktionsplan sollten der strenge Artenschutz beim Wolf und die Belange der Weidewirtschaft vereint werden. "Er soll dazu beitragen, Beeinträchtigungen für alle Betroffenen zu minimieren", sagte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Dabei schöpfe man die rechtlichen Möglichkeiten aus. Die Sicherheit der Menschen habe oberste Priorität. Er betonte aber auch: "Die Weidetierhaltung braucht eine klare Zukunftsperspektive."
Insbesondere in den Alpen ist nach Angaben des Umweltministeriums davon auszugehen, dass ein wirksamer Schutz von Herden etwa wegen der Topographie oder felsigen Untergrunds "teilweise nicht möglich sein wird". Dann aber dürfen Wölfe letztlich "auch ohne vorangegangene Herdenschutzmaßnahmen" abgeschossen werden, "wenn nur so erhebliche Schäden für die Weidewirtschaft vermieden werden können".
Der Bund Naturschutz (BN) kritisierte, mit dem neuen Aktionsplan versäume es die Staatsregierung, ein klares Bekenntnis zum Nebeneinander von Wolf und Weidetierhaltung abzugeben. "Wir laufen Gefahr, dass Wolfsabschüsse die Regel statt die Ausnahme werden", kritisierte BN-Chef Richard Mergner.
Seit 2006 werden in Bayern immer wieder Wölfe nachgewiesen - in der Regel Jungtiere auf der Durchreise. Zuletzt war auch im oberbayerischen Landkreis Traunstein ein Wolf gesichtet worden. Standorttreue Wolfspaare gibt es nur im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, auf dem oberpfälzischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sowie im Nationalpark Bayerischer Wald.
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