Neue VR-Technik für die Polizei Bayern: Verbrecherjagd in 3D

München - Dass die Polizei zum Tatort kommt, ist nichts Neues. Jetzt aber kommen die Tatorte auch zu Polizei und Staatsanwaltschaft. Möglich macht es eine innovative 3D-Technologie, bei welcher Original-Tatorte eingescannt und für weitere Ermittlungen immer wieder von allen Seiten betrachtet werden können – auch wenn die reale Örtlichkeit längst wieder freigegeben ist.
Neue Wege bei der Ermittlung für die Polizei Bayern
Das "Holodeck" revolutioniere die Analyse von Tatorten, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag bei der Vorstellung der neuen Technik im bayerischen Landeskriminalamt (LKA) in München. Als erste Polizeidienststelle in Deutschland bedient sich das LKA einer Form von "Extended-Reality-Projekten", wie sie in München, Nürnberg und Würzburg sowie beim FilmFernsehFonds Bayern gefördert würden, sagte Digitalministerin Judith Gerlach (CSU). Damit gehe Bayern völlig neue Wege bei der Ermittlung von Straftaten.

Dank VR-Technik: Tatorte aus allen Perspektiven betrachten
Der ganz spezielle Tatort hat nach Angaben Herrmanns 670.000 Euro gekostet. Im "Holodeck" werden zuvor gescannte Schauplätze von Verbrechen, aber auch von Unfällen eingescannt und können mit Hilfe von 3D-Brillen beliebig oft aus jeder Perspektive betrachtet werden.
Dabei kann sich beispielsweise herausstellen, ob die Schilderung eines Beschuldigten oder eines Zeugen vom Tathergang plausibel ist oder nicht.
Hier kam die Tatort-Virtual-Reality-Technik schon zum Einsatz
Zum Einsatz gekommen ist die Tatort-Virtual-Reality-Technik unter anderem schon beim Zugunglück in Burgrain, bei der Messerattacke in einem Würzburger Kaufhaus und im Falle eines S-Bahn-Schubsers in München.
Auch das Oktoberfest-Attentat von 1980 hat man schon virtuell nachgestellt, berichtete LKA-Präsident Harald Pickert. Grundsätzlich komme die Technik nur bei großen Unfällen und schweren Verbrechen zur Anwendung.
Ermittler und Staatsanwälte müssen nicht unbedingt selbst zum LKA kommen, um sie zu nutzen, sondern können mit jedem digitalen Endgerät auf den virtuellen Tatort zugreifen. Will man sich freilich persönlich am Schauplatz mittels eines Avatars bewegen, muss man sich in das "Holodeck" begeben.
Polizei Bayern: Neue Ansätze zur Rekonstruktion von Straftaten
Ermittlern, Sachverständigen und Staatsanwälten böten sich völlig neue Ansätze zur Rekonstruktion von Straftaten, sagte Herrmann. Sie seien nicht mehr allein auf Fotografien und Zeugenaussagen angewiesen, sondern könnten den Tatort selbst erkunden, dabei jede beliebige Perspektive einnehmen und die Tat jederzeit analysieren.
Die Einführung unterstreiche den Anspruch Bayerns, an der Spitze des Fortschritts zu stehen, sagte Digitalministerin Gerlach. Mit einem Förderprogramm für "XR-Hubs" werde auch der Einsatz in anderen Feldern wie der handwerklichen Ausbildung, in Kunst und Kultur sowie im sozialen Bereich forciert.