Neue Therapie gegen Brustkrebs
Mit dem „Interbeam“ wird genau dort bestrahlt, wo die Krankheit in 90 Prozent der Fälle zurückkehrt – Langzeitstudien belegen den Erfolg der Methode.
NÜRNBERG Jede achte Frau in Deutschland muss damit rechnen, Brustkrebs zu bekommen. Eine Zahl, die erschreckt. Um Patientinnen mit der Schock-Diagnose umfassend und fachgebietsübergreifend zu behandeln, gibt es das Interdisziplinäre Brustzentrum am Nürnberger Nordklinikum. Der neueste Coup ist eine innovative und in Mittelfranken einmalige Behandlungsmethode – die intraoperative Strahlentherapie, die seit Mai in Nürnberg angeboten wird.
„Der bösartige Tumor wird wie gewohnt operativ entfernt. Sofort im Anschluss daran beginnt die neue Therapie“, erklärt Clemens Albrecht, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie. „Dafür wird, noch während die Patientin in Vollnarkose liegt, ein Applikator in die Wundhöhle eingebracht, der an den so genannten ,Intrabeam’ angeschlossen ist.“ Das wie ein großes Mensch-ärgere-dich-nicht-Männchen aussehende Plastikteil verteilt die Röntgen-Strahlung. Diese zerstört dann die verbliebenen Krebs-Zellen. Der Kegel verbleibt für etwa 20 bis 30 Minuten in der Brust, die Wundhöhle wird derweil mit Nähten um ihn herum verschlossen.
Nur bei 1,5 Prozent der Fälle kehrt der Tumor zurück
Weil neue Tumore zu 90 Prozent wieder dort entstehen, wo sie schon einmal entfernt wurden, sei diese gezielte Therapie „so genial“, erklärt Albrecht. Das Verfahren hat aber noch weitere Vorteile, so Cosima Brucker, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde: „Erstens bekommt die Frau davon nichts mit, was gut ist für die Psyche. Zudem verkürzt sich die anschließende konventionelle Bestrahlungszeit um gut zwei Wochen.“ Und später seien keine kosmetischen Beeinträchtigungen zu befürchten.
Langzeiterfahrungen mit der intraoperativen Strahlentherapie haben Kollegen aus Mannheim gesammelt. Sie stellten vor kurzem ihre Fünf-Jahres-Ergebnisse vor. Demnach werden bei rund drei bis fünf Prozent der Patientinnen, die konventionell behandelt wurden, in den ersten fünf Jahren nach der OP erneut Tumore entdeckt. Bei Patientinnen, die sich mit der neuen Methode behandeln ließen, ist das nur bei 1,5 Prozent der Fall.
Die Anschaffung des etwa 500.000 Euro teuren Geräts schwebte den Nürnberger Medizinern schon seit langem vor. „Aber wir haben uns erst umfassend in ganz Deutschland informiert, um Nachteile für unsere Patientinnen auszuschließen“, so Cosima Brucker. kes
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