Neue Straße für Mega-Trafos: Gärten sollen verschwinden

Siemens braucht Platz für den Transport seiner Strom-Giganten. Mieter sollen weg – viele sind schon 30 Jahre dort
von  mp
Ihm blutet das Herz: Familienvater Zeynel Fidan (28) kaufte seine Parzelle, damit seine Söhne (5 und 2) dort spielen können: „Ich wollte noch Schaukeln für sie bauen, das kann ich mir jetzt abschminken.
Ihm blutet das Herz: Familienvater Zeynel Fidan (28) kaufte seine Parzelle, damit seine Söhne (5 und 2) dort spielen können: „Ich wollte noch Schaukeln für sie bauen, das kann ich mir jetzt abschminken. © bayernpress

 

NÜRNBERG Seit sieben Jahren hegt und pflegt Nica Vasile (77) sein Fleckchen Grün – direkt neben dem Siemens Trafowerk in der Nürnberg Südstadt. Obstbäume stehen in seinem Schrebergarten, Salat und Blumen hat er dort angepflanzt. Der Rentner ist einer von rund 40 Kleingärtnern in der Conradtystraße - darunter viele Familien und Senioren, die in der grünen Oase schon seit über 30 Jahren ihre kostbare Freizeit verbringen.

Doch jetzt soll Schluss sein mit dem Gartenidyll – die Gärten müssen weg. Grundbesitzer Siemens hat Eigenbedarf angemeldet. Der Konzern will eine breite Straße bauen für den Transport seiner tonnenschweren Mega-Trafos hin zum Nürnberger Hafen, von wo sie in alle Welt verschickt werden. Ende November sollen die Mieter raus.

Die Stimmung in der Siedlung ist entsprechend gedrückt: „Die meisten hier haben viel Geld in ihre Gärten gesteckt“, erklärt Nica Vasile, „ob wir Ersatz oder eine angemessene Abfindung bekommen, wissen wir nicht.“

„Wir tun alles, um uns mit den Mietern gütlich zu einigen.“

Siemens-Sprecher Bernhard Lott versteht die Unsicherheit der Leute. Er versichert: „Wir tun alles, um uns mit den Mietern gütlich zu einigen.“ Nur sei es noch zu früh, um Details zu klären. Zunächst müssten Wert und Umfang jeder einzelnen Parzelle geprüft werden. Ein Gutachten sei in Arbeit. Lott: „Sollte sich dann rausstellen, dass Mieter Probleme haben beim Auszug, bemühen wir uns um Lösungen.“

Kleingärtner Zeynel Fidan (28) findet es trotzdem „eine Sauerei“, was in der Anlage passiert. Vier Jahre hat er auf seine Parzelle gewartet, in der seine Kinder (5 und 2) noch lange spielen sollten - daraus wird nun nichts. Siemens-Sprecher Lott beteuert: „Wir haben nach Alternativen gesucht, aber wir können die neue Straße für die Trafos tatsächlich nur auf dieser Fläche bauen.“

Die Trafos sind für Siemens ein Milliardengeschäft, an dem außerdem „1000 Arbeitsplätze hängen“, so Lott. Für rund 4 Millionen Euro bauten der Konzern und die Stadt erst öffentliche Straßen wie die Minervastraße für den Transport der Mega-Trafos um. Für die Kleingärtner gibt es aber Hoffnung. Ingo Schlick vom Stadtplanungsamt: „Die Stadt sucht mit Siemens nach Ausgleichsflächen“, – sogar in unmittelbarer Nähe. mp

 

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