Neue Pläne für die NS-Tribüne

Die millionenschwere Sanierung des Nazi-Baus steht jetzt an. Danach will "Geschichte für Alle“ die Besucher auch ins Innere des Gebäudes führen.
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Die Zeppelin-Tribüne bröckelt – das tut sie übrigens schon seit 1941, drei Jahre nach dem letzten Parteitag 1938, wie ein Schreiben an die Stadt Nürnberg beweist.
Berny Meyer 3 Die Zeppelin-Tribüne bröckelt – das tut sie übrigens schon seit 1941, drei Jahre nach dem letzten Parteitag 1938, wie ein Schreiben an die Stadt Nürnberg beweist.
Hans-Christian Täubrich, Chef des Doku-Zentrums, zeigt die alten Toiletten-Anlagen.
Berny Meyer 3 Hans-Christian Täubrich, Chef des Doku-Zentrums, zeigt die alten Toiletten-Anlagen.
Diese Feuerschale diente bis vor kurzem bunt bemalt als Kinder-Planschbecken.
Berny Meyer 3 Diese Feuerschale diente bis vor kurzem bunt bemalt als Kinder-Planschbecken.

Die millionenschwere Sanierung des Nazi-Baus steht jetzt an. Danach will "Geschichte für Alle“ die Besucher auch ins Innere des Gebäudes führen.

NÜRNBERG Zugemauerte Türen fördern die Legenden-Bildung – und das wäre in Bezug auf die Nazi-Bauten auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände fatal, findet der Verein „Geschichte für Alle“. Das 2001 eröffnete Doku-Zentrum hat einen Teil der Kongresshalle erlebbar gemacht – jetzt wollen die ehrenamtlichen Stadt-Historiker ihre Gruppen auch ins Innere der Zeppelin-Tribüne führen. Unterstützt werden sie dabei von der CSU-Fraktion im Rathaus.

„Betreten auf eigene Gefahr. Der Stadtrat“ steht mit großen Buchstaben an der Wand. Tatsächlich ist es ratsam, zurzeit beim Betreten der Zeppelin-Tribüne einen Bauhelm zu tragen. Der „Tausendjährige“ Nazi-Beton bröckelt gewaltig. Doch seit 1973 steht das 390 Meter lange Bauwerk Albert Speers aus dem Jahr 1935 unter Denkmalschutz. Die Stadt Nürnberg muss die Substanz erhalten. Gerade wird im Hochbauamt gerechnet, was eine Sanierung kosten könnte – einen zweistelligen Millionenbetrag ganz sicher. Bund und Freistaat müssen helfen.

Man büßt dabei für die Sünden der Väter. Denn als man 1967 die 144 Pfeiler der Säulen-Halle auf der Tribüne sprengte, füllte man den Schutt einfach in die acht Treppenhäuser der Tribüne. 40 Jahre lang konnte Wasser ins Bauwerk eindringen. Die tonnenschweren Trümmer drückten auf die Außenwände. Der Schutt ist inzwischen weggeräumt, und ein hölzernes Notdach schützt seit letztem Jahr das Innere. Doch jetzt steht eine echte Sanierung an. Dabei, findet „Geschichte für Alle“, sollte das Innere des Nazi-Baus erlebbar werden.

Hinter den riesigen Seitenflügeln der Tribüne: nichts als Klos

„Seit 25 Jahren machen wir Führungen zur Zeppelin-Tribüne“, sagt Historikerin Katrin Kasparek. „Dabei kommen viele Fragen zum Innenleben.“ Vor allem für US-Touristen seien die „Nazi Party Rally Grounds“ ein Muss. „Geschichte für Alle“ möchte den Besuchern wenigstens die Eingangshalle zeigen (wegen des Decken-Mosaiks „Goldener Saal“ genannt), eines der Treppenhäuser und das Innere eines der Flaggentürme.

Es geht dabei auch um die Entzauberung der Nazi-Architektur. Wer weiß schon, dass die riesigen Seitenflügel der Tribüne nichts anderes beherbergten als sanitäre Anlagen? Gigantische Klohäuschen.

Vielleicht könnte man, so CSU-Fraktionschef Michael Frieser, im „Goldenen Saal“ größere Trümmer der Säulenhalle zeigen, die zurzeit am Hafen gelagert werden – oder die Feuerschalen, die bei den Parteitagen für Fackelschein sorgten. Eine davon steht zurzeit direkt vor dem Eingang – bunt bemalt. Sie diente bis letztes Jahr als Kinderplanschbecken im Stadionbad...

Winfried Vennemann

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