Neue Pläne für beliebten Touristen-Hotspot in Bayern: Doch es regt sich Widerstand

Salzburg will das Umland besser mit der Bahn anbinden. Auch ein Ausbau bis ans Ufer des Königssees wird geprüft. Doch in Bayern hakt es.
von  Kilian Pfeiffer
Der Königssee zieht unzählige Touristen an.
Der Königssee zieht unzählige Touristen an. © imago

Berchtesgaden/Salzburg - Es liegt 115 Jahre zurück: Zwischen Berchtesgaden und der Staatsgrenze startete damals ein moderner elektrischer Bahnbetrieb. Die Königlich-Bayerische-Staatsbahn sowie die Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft kooperierten. Als "Grüne Elektrische" wurden die Gleichstromzüge auf deutscher Seite bezeichnet. In Salzburg waren die Züge bauartgleich.

Von damals ist nicht mehr viel übrig. Das einstige Erfolgsmodell und die Königsseebahn existieren im Verbund nicht mehr. "Wir haben aber noch mögliche Trassen", sagt der Landrat des Berchtesgadener Landes, Bernhard Kern (CSU). "Solch ein Projekt wäre für beide Seiten ein großer Gewinn", glaubt Richard Fuchs vom Verkehrsforum Berchtesgadener Land.

Die Kosten für das S-Link Projekt sind enorm

Auf Salzburger Seite plant man den S-Link, eine Regionalstadtbahn, die die Stadt mit dem Flach- und dem Tennengau verbindet. "Wir könnten uns anschließen. Eine Abzweigung von Anif aus nach Grödig könnte weiter Richtung Berchtesgaden und zum Königssee führen", sagt Landrat Kern.

Die Kosten für das Megaprojekt, das auch eine Untertunnelung des Salzburger Stadtbereichs vorsehen könnte, sind enorm. Robert Mosser, Koordinator in der S-Link-Projektgesellschaft, weiß: bis zu 2,8 Milliarden Euro. Gründe für das Projekt gibt es genügend: Im Zentralraum Salzburg mit einem Umkreis von 70 Kilometern leben 2,1 Millionen Menschen. Salzburg und das Berchtesgadener Land sind Tourismusregionen.

Eine Regionalstadtbahn würde den Verkehr Richtung Königssee entlasten

Auf beiden Seiten: je etwa 3,6 Millionen Urlauberübernachtungen pro Jahr und viele weitere Millionen Tagesbesucher. Überbordender Verkehr, samt Stauproblemen – und das grenzüberschreitend und allerorten. "Leistungsfähige Schienenmittel sind deshalb wichtig", sagt Richard Fuchs. Zumindest beim Verkehrsforum ist man sich sicher: Wenn das Angebot vorhanden wäre, würde ein großer Teil auf die Regionalstadtbahn setzen – ob Tourist oder Arbeitspendler. Weg vom Auto, raus aus dem Stau.

Eine Stadtbahn von Salzburg in Richtung Königssee könnte bis zu 15.000 Fahrgäste pro Stunde und Richtung befördern. Vor 30 Jahren gab es eine erste Studie der Uni Würzburg. 2015 folgte eine Machbarkeitsstudie. Aus vielen Ansätzen ist nichts geworden. Im Nahverkehrsplan des Landkreises ist die Königsseebahn dennoch vertreten.

Die Region rund um den Königssee braucht einen besseren ÖPNV – ob die ÖBB als Partner infrage kommt?
Die Region rund um den Königssee braucht einen besseren ÖPNV – ob die ÖBB als Partner infrage kommt? © imago

Nun ein erneuter Vorstoß: Im April gab es auf deutscher Seite eine Begehung mit Vertretern der Regierung von Oberbayern.
Zentral dafür, ob der Staat den Streckenbau finanziert, ist die Frage, ob die Königsseebahn ausreichend Fahrgäste hätte. "Wir wollen eine Studie in Auftrag geben", sagt Landrat Bernhard Kern. 120.000 Euro sollen investiert werden. "Wir müssen alle Ideen zusammentragen zwischen Grenzübergang und Königssee - als Grundlage", so der Landrat.

In Österreich ist man laut Robert Mosser von der S-Link-Projektgesellschaft schon "sehr weit". Er sagt, man befinde sich im behördlichen Prüfverfahren. 2024 soll die Entscheidung fallen über eine mögliche Stammstrecke. Alle Unterlagen zum Megaprojekt liegen seit vergangener Woche aus und können von den Bürgern eingesehen werden.

Berchtesgadens Bürgermeister Rasp (CSU) spricht von einer "einmaligen Chance"

Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp (CSU) sagt: "Wir brauchen zunächst einmal eine Kosten-Nutzen-Analyse." Der Kreishaushalt des Berchtesgadener Landes liegt laut Rasp bei nur 50 Millionen Euro. Es ist aus seiner Sicht unmöglich, ein so großes Projekt zu stemmen. "Alles, was wir machen, läuft über die Kreisumlage. Die Gemeinden würden sich bedanken."

Doch auch Rasp befürwortet das Projekt prinzipiell: "Wir haben die einmalige Chance, eine Anbindung an S-Link zu schaffen." Die Finanzierung des Neubaus von Bahnstrecken liegt im Wesentlichen in der Verantwortung des Bundes. Doch auch dem Freistaat ist es unbenommen, sich an den Projektkosten zu beteiligen. In der Region sieht man nun die Politik in der Pflicht. Angesichts vieler offener Bahnprojekte ist die Realisierung des Projekts offen.

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