Neue Oper "The Snow Queen": Klirrend, komplex und poetisch

München - "Die Schneekönigin" ist eines der bekanntesten Märchen von Hans Christian Andersen, nicht zuletzt wegen der daran angelehnten Disney-Verfilmung "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren". Der dänische Komponist Hans Abrahamsen hat aus Andersens Geschichte mit dem Librettisten Henrik Engelbrecht nun eine Oper gemacht, ein filigranes, dabei sehr komplexes Musikstück, dessen Handlung sich eng an die literarische Vorlage anlehnt. Rund zwei Monate nach der Uraufführung in Kopenhagen feierte am Samstag die englischsprachige Erstaufführung "The Snow Queen" Premiere an der Bayerischen Staatsoper in München, inszeniert von Andreas Kriegenburg und unter musikalischer Leitung von Cornelius Meister.
Beeindruckend: Die kanadische Sopranistin Barbara Hannigan als Gerda, die auf eine abenteuerliche Suche nach ihrem Freund Kay geht. Er ist bei der Schneekönigin und innerlich wie erstarrt. Gerda hat er vergessen. Kriegenburg lässt die Oper in einer psychiatrischen Klinik spielen. Kay liegt apathisch im Bett, eine bloße Körperhülle. Gerda versucht verzweifelt, zu ihm durchzudringen und das Wesen ihres Freundes wiederzufinden. Hannigan verleiht der verzweifelten Frau eine große Intensität. Mal innig, mal traurig, dann wieder in höchster Gefühlsaufruhr singt sie die schwierige Partie. Daneben gibt es noch einen zweiten Kay, der denken und fühlen kann, intensiv gesungen von Rachael Wilson. Die Schneekönigin ist dagegen ein Mann: Der Brite Peter Rose, der auch als Rentier und Uhr auftritt.
Abrahamsens Musik macht die winterliche Polarlandschaft hörbar - Eiskristalle klirren, Schneeflocken fallen leise flirrend. Es wird dramatisch und aufwühlend, dann wieder hoffnungsvoll, poetisch und wehmütig. Eine sorgsam aufgebaute Musik, die berührt und fasziniert und sich mit der traumartigen Inszenierung von Kriegenburg zu einem eindrücklichen Opernerlebnis vereint. So empfanden es wohl auch die Premierenzuschauer: Trotz einiger Buhrufe gab es viel Applaus.