Neue Missbrauchsvorwürfe gegen den Sex-Pfarrer von Garching
MÜNCHEN - Der inzwischen suspendierte Pfarrer Peter H.soll 1998 in Garching an der Alz einen Minderjährigen sexuell missbraucht haben.Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet.
So schnell holt die Realität die katholische Kirche ein. Noch vergangene Woche hatte das erzbischöfliche Ordinariat erklärt, es gebe keine Hinweise darauf, dass sich der – mittlerweile suspendierte – Pfarrer Peter H. (62) seit seiner Verurteilung im Jahr 1986 noch einmal des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht habe. Gestern musste Sprecher Bernhard Kellner zurück rudern: „Es liegt ein neuer Missbrauchs-Vorwurf vor.“
Der Fall H. hatte in den letzten Tagen für viel Wirbel gesorgt. Denn auch Papst Benedikt XVI. ist indirekt darin verwickelt. In seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof war H. auf Bitten des Bistums Essen im Januar 1980 in die Erzdiözese gekommen.
Der Geistliche sollte eine Therapie machen, wurde dann aber entgegen der Abmachungen in der Seelsorge in Oberbayern eingesetzt. Dort hatte er sich wieder an einem Kind vergangen und war deswegen im Jahr 1986 vom Amtsgericht Ebersberg wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 4000 Mark verurteilt worden.
Trotzdem wurde der Mann danach Pfarradministrator in Garching/Alz und zuletzt Tourismusseelsorger in Oberbayern (AZ berichtete). Der frühere Erzbischof Friedrich Wetter hatte am Dienstag Fehler zugegeben und sich bei Betroffenen und ihren Angehörigen entschuldigt. „Mir ist jetzt schmerzlich bewusst, dass ich damals eine andere Entscheidung hätte treffen müssen.“
Wie sich gestern herausstellte, war das eine sehr zutreffende Erkenntnis: Denn inzwischen muss sich die Staatsanwaltschaft mit dem Vorwurf eines damals noch Minderjährigen befassen, er sei im Jahr 1998 von Pfarrer H. missbraucht worden – in dessen Zeit in Garching.
Dieser Fall ist noch nicht verjährt. Die Justizbehörden wurden nach einem Gespräch des mutmaßlichen Opfers mit dem Missbrauchsbeauftragten des Erzdiözese, Siegfried Kneißl, eingeschaltet.
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