Neue alte Nummernschilder voraussichtlich ab Herbst

Heimatliebe auf dem Nummernschild: Bei Kfz-Kennzeichen sollen Kreise und Städte freiere Hand bekommen und verschwundene Kürzel wiederbeleben. Kritiker befürchten Durcheinander.
von  dpa
Alte Kennzeichen aus kreisfreien Städten und Alt-Landkreisen könnten bald wieder zurück kommen.
Alte Kennzeichen aus kreisfreien Städten und Alt-Landkreisen könnten bald wieder zurück kommen. © dpa

Heimatliebe auf dem Nummernschild: Bei Kfz-Kennzeichen sollen Kreise und Städte freiere Hand bekommen – vor allem, um verschwundene Kürzel wiederzubeleben. Kritiker befürchten deswegen ein Durcheinander.

München - Warten auf BUL, SOG und WOR: Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will die alten Kennzeichen wieder zulassen. Bis zur endgültigen Wiedereinführung der früheren Autokennzeichen in 1972 aufgelösten fast 100 Alt-Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns werden voraussichtlich noch einige Monate ins Land gehen. Zunächst muss der Bundesrat die dafür notwendige Änderung der „Fahrzeugzulassungsverordnung“ bestätigen. Das sagte eine Sprecherin des bayerischen Wirtschaftsministeriums am Montag. In Bayern muss noch das Kabinett zustimmen. Wenn alle Formalien erledigt sind, könnte Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) für Bayern die Wiedereinführung von Altkennzeichen beim Bund anmelden.

Doch sind längst nicht alle Details geklärt: „Hinsichtlich des Verfahrens und der möglichen Gebiete für eine Wiedereinführung besteht noch Abstimmungsbedarf“, sagte die Sprecherin. Denn Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will neben der Wiedereinführung von Altkennzeichen auch die Einführung völlig neuer Kennzeichen ermöglichen, wie die „Westfälische Rundschau“ am Wochenende berichtet hatte.

Im Zuge der Gebietsreform Anfang der 70er Jahre hatten 23 bayerische Städte ihre Unabhängigkeit als kreisfreie Städte verloren, 72 Landkreise waren aufgelöst worden. Dazu zählen beispielsweise Burglengenfeld (BUL) in der Oberpfalz ebenso wie Dinkelsbühl (DKB) in Mittelfranken, das oberbayerische Schongau (SOG), der Wohnort des ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber Wolfratshausen (WOR) und das niederbayerische Eggenfelden (EG). In all diesen Kommunen sollen die Bürger künftig wählen dürfen, ob sie an ihrem Auto das frühere Nummernschild oder das heutige Kennzeichen ihres Landkreises wählen. Die Burglengenfelder hätten damit die Wahl zwischen dem wiedereingeführten BUL und SAD – dem Kennzeichen ihres Landkreises Schwandorf. SAD löst bei Touristen mit Englischkenntnissen gelegentlich Erheiterung aus, da SAD auf Englisch „traurig“ bedeutet.

Die sogenannte kommunale Familie ist in Sachen Nummernschild gespalten: Viele Bürgermeister heute kennzeichenloser Städte sind für die Wiedereinführung, der Landkreistag dagegen. „Wir haben einen einstimmigen Beschluss des Stadtrats, dass wir unser altes Kennzeichen EG wieder wollen“, sagte Werner Schießl, Bürgermeister im niederbayerischen Eggenfelden. „Das ist aus meiner Sicht sehr zu begrüßen.“ Vor allem junge Leute hätten Interesse. „Es ist gut für unser Marketing und wir können damit Verbundenheit zur Heimatstadt erzeugen.“ Derzeit fahren die Eggenfelder mit dem Kennzeichen PAN des Landkreises Rottal-Inn.

Ebenso im mittelfränkischen Dinkelsbühl. „Wir haben eine Umfrage unter unseren Gewerbebetrieben gemacht, und eine Mehrheit hat sich für die Wiedereinführung des alten Kennzeichens DKB ausgesprochen“, sagte Andrea Denzinger, Sprecherin der Stadtverwaltung. Der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Christoph Hammer (CSU) kämpft seit langem für die alten Nummernschilder.

Der Landkreistag dagegen hält die geplante Wiedereinführung alter Kennzeichen für „nicht hilfreich“. „Zurück in die Vergangenheit“, moserte Landkreispräsident Jakob Kreidl (CSU) im Juli. Der Grund: Die Landräte fürchten ein Wiederaufleben der jahrelangen Missstimmung und der Streitereien, die die Gebietsreform 1972 verursacht hatte.

Sogar in manchen der betroffenen Städte sind die Bürgermeister skeptisch. So steht der Burglengenfelder Bürgermeister Heinz Karg (SPD) der Wiedereinführung von BUL reserviert gegenüber, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung sagt. „Wir wollen das zarte Pflänzchen der interkommunalen Zusammenarbeit nicht gefährden.“ Die Burglengenfelder wollen nämlich in den zwei Nachbarstädten Maxhütte und Teublitz nicht den Eindruck erwecken, als wollten sie mit einem eigenen Kennzeichen eine hervorgehobene Rolle spielen.

Wer sein Nummernschild auswechseln will, muss die üblichen Gebühren bei der Zulassungsstelle zahlen. Ausgeschlossen sind Kürzel, die „gegen die guten Sitten verstoßen“. Schon jetzt tabu sind historisch vorbelastete Buchstabenkombinationen wie SA, SS und HJ.

 

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