Nepal-Himalaya-Park: Oase in der Oberpfalz

Wer sich für die asiatische Kultur- und Pflanzenwelt interessiert, muss nicht nach Nepal reisen – sondern in einen Park Richtung Regensburg fahren. Wer hier Kraft tankt, tut auch anderen Gutes.
von  Ruth Schormann
Grüne Oase bei Regensburg: Der Nepal-Himalaya-Park in Wiesent.
Grüne Oase bei Regensburg: Der Nepal-Himalaya-Park in Wiesent. © Ruth Schormann

Wiesent - Nichts ist zu hören. Nichts, außer ganz leisen, unregelmäßigen Klängen eines Windspiels und fröhlichem Vogel-Gezwitscher. Dann schwirrt summend eine Hummel vorbei, um in eine der Tausenden Blüten zu kriechen, die in die Hunderten Grünschattierungen weiße, zartrosa, knallpinke, azurblaue und violette Farbtupfer setzen. Und plötzlich taucht hinter der nächsten Kurve auf dem leicht abschüssigen Gelände ein im Sonnenschein leuchtender Buddha auf und lächelt glückselig. Es ist, als lächelte er den vorbeispazierenden Betrachter an.

"Eine andere Welt" bei Regensburg

Der Nepal-Himalaya-Park sei ein Kraftort, sagt der Vater dieses Gartens, Heribert Wirth, am Eingangstor verheißungsvoll, "eine andere Welt". Klingt abgedroschen, stimmt aber. Denn wer würde schon Dutzende Buddhastatuen im Vorderen Bayerischen Wald erwarten? In einem Garten, in dem Wirth und seine Mitarbeiter bei der letzten Inventur 6.221 verschiedene Pflanzen gezählt haben? Exotische Kräuter, nepalesische Blumen und stattliche Laub- und Nadelbäume, die einen Pavillon umrahmen, an dem bunte Gebetsfahnen flattern? Eine asiatische Oase, eine Oasie, eben?

Auf über neun Hektar Fläche erstreckt sich der große Park mit Teich.
Auf über neun Hektar Fläche erstreckt sich der große Park mit Teich. © Ruth Schormann

Vor 20 Jahren hätte der heute 81-jährige Ex-Unternehmer Wirth auch nicht an diese Verbindung von Nepal und Oberpfalz gedacht – ganz im Gegenteil: Er, der "Katholik und Bayer, der mit beiden Beinen im Leben steht", wie er lachend sagt. Mit fernöstlichen Religionen hatte er nichts zu tun.

Doch weil der Pavillon, gedacht als eine Oase der Ruhe, ein Ort der Einkehr und ein Symbol für das friedliche Miteinander der Religionen, auf der Expo in Hannover neben einem bayerischen Bierzelt mit Blasmusik stehen sollte, schaltete Wirth sich ein. Er sorgte dafür, dass der von 800 nepalesischen Handwerksfamilien hergestellte Bau durch eine Schallschutzmauer von dem Treiben nebenan abgeschirmt wurde. "Ich habe gedacht, damit ist die Sache für mich erledigt", erzählt Wirth 20 Jahre später. Von wegen.

Zentrum des Nepal-Himalaya-Parks in Wiesent ist der buddhistisch-hinduistische Pavillon.
Zentrum des Nepal-Himalaya-Parks in Wiesent ist der buddhistisch-hinduistische Pavillon. © Ruth Schormann

Nach der Ausstellung fühlt er sich dem Pavillon und den Bewohnern Nepals verbunden. Und so bewahrt er den Bau, der aus einem hinduistischen Tempel und einem buddhistischen Stupa besteht, davor, nach der Weltausstellung in einem Zoo im Ruhrgebiet zu landen.

Übrige Einnahmen gehen an "Wasser für die Welt"

Seitdem steht er in Wiesent östlich von Regensburg inmitten eines Gartens, den Wirth auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs bepflanzt hat, um dem Pavillon einen würdigen Rahmen zu geben. Wer den Garten besucht, tut damit nicht nur sich Gutes. Wirth erklärt: "Der Park muss sich jetzt nach all den Jahren selber tragen. Das, was übrig bleibt, geht in meine Stiftung 'Wasser für die Welt'." Damit fördern der 81-Jährige und seine Frau Margit weltweit Projekte für den Zugang zu sauberem Trinkwasser – den Bau von Staudämmen, Brunnen, Bewässerungsanlagen etwa unterstützen sie derzeit in neun verschiedenen Ländern. Nicht nur in Nepal – auch wenn sich Wirth die Toleranz, die Großzügigkeit mit sich und anderen vom Buddhismus abgeschaut hat, wie er und seine Frau lächelnd erzählen.

Mit der Stiftung "Wasser für die Welt" fördern Heribert Wirth und seine Frau Margit weltweit Projekte für den Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Mit der Stiftung "Wasser für die Welt" fördern Heribert Wirth und seine Frau Margit weltweit Projekte für den Zugang zu sauberem Trinkwasser. © Ulrike Romeis/Nepal Himalaya park Stiftung

Die Corona-Beschränkungen seien "furchtbar" gewesen, sagt Wirth. Am Muttertag, einem der Hauptbesuchstage, musste der Garten geschlossen bleiben. Nun hofft er auf viele Besucher – damit die Stiftung wieder Geld einnimmt.

Auf über neun Hektar Fläche erstreckt sich der große Park mit Teich, ein Koi-Teich, ein Ausflug nach Bhutan ist möglich, nach Japan und China und in einen Kräutergarten, wo etwa Bärwurz neben Chinesischer Tee-Chrysantheme wächst. Wirth hat mit dem Beginn des Parks seine Liebe zur Pflanzenaufzucht entdeckt, "ich rede täglich mit den Pflanzen und habe jeden Tag eine andere Lieblingsblume", sagt er schmunzelnd. Der Garten, in dem sie wachsen, ist kein kitschig-überdrehtes Asia-Disneyland, sondern eine respektvolle Hommage, ein unaufdringliches Angebot, in die echte Kultur und Kunst Südasiens einzutauchen. Und eben in erster Linie ein Ort zum Durchatmen, zum Schauen, zum Erleben, wie Wirth sagt, "kein Show-Garten".

Es riecht nach Holz und nassem Gras. In der Nähe des Pavillons mischt sich der unverkennbar süße Geruch von Räucherstäbchen darunter, den der Wind, der die vielen bunten Gebetsfahnen an ihrem Band hoch über dem Tempel flattern lässt, zum Besucher trägt. Nicht nur dieser Duft kitzelt nach dem etwa zweistündigen Spaziergang noch ein Weilchen in der Nase. Es bleibt auch ein Gefühl. "Garten der Glückseligkeit" heißt das Buch über den Nepal-Himalaya-Park. Der Titel passt.


Für Besucher ist der Nepal-Himalaya-Park derzeit montags und samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter nepal-himalaya-pavillon.de.

Lesen Sie auch: Gipfel-Ausstellung statt Feier: 90 Jahre Zugspitzbahn

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.