Neonazis verprügeln Wirt – Haftstrafen gefordert

Monatelang versetzte eine Gruppe Neonazis die Menschen in Regensburg in Schrecken. Als ihnen ein Wirt entgegentrat, prügelten sie den Mann brutal nieder.
von  Christoph Maier
Eine Gruppe Neonazis steht in Regensburg vor Gericht.
Eine Gruppe Neonazis steht in Regensburg vor Gericht. © dpa

Monatelang versetzte eine Gruppe Neonazis die Menschen in Regensburg in Schrecken. Als ihnen ein beherzter Wirt entgegentrat, prügelten sie den Mann aus Sicht der Anklage brutal nieder. Nun hat der Staatsanwalt hohe Haftstrafe für die fünf Neonazis gefordert.

Regensburg – Die Streifzüge einer Gruppe Rechtsradikaler gipfelten im vergangenen Sommer in einen brutalen Überfall auf einen Regensburger Wirt. Wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigungen drohen den fünf Rechtsradikalen im Alter zwischen 24 und 39 Jahren nun langjährige Haftstrafen. Der Staatsanwalt zeichnete am Mittwoch vor dem Landgericht Regensburg ein bedrohliches Bild von der Gruppe. Besonders von dem Anführer, einem 25-Jährigen aus der Domstadt, ginge erhebliche Gefahr aus. „Er hat über mehrere Monate eine Spur des Schreckens durch Regensburg gezogen“, sagte der Anklagevertreter.

Alleine für den Hauptangeklagten forderte der Staatsanwalt neuneinhalb Jahre Haft. Gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, habe er innerhalb von vier Monaten sieben Straftaten begangenen. Er habe Passanten und Polizisten beleidigt, immer wieder den Hitlergruß gezeigt, den Holocaust verharmlost und schließlich zweimal brutal zugeschlagen.

Der Hauptanklagepunkt ist eine brutale Attacke im Regensburger Lokal „Picasso“ Ende Juni 2010. Der Wirt hatte laut Anklage den 25-Jährigen bereits vier Wochen zuvor wegen ausländerfeindlicher Äußerungen vor dem Lokal zur Rede gestellt. „Als er später mit seinen Gefolgsleute ins Picasso kam, erkannte er den Wirt wieder und ist ausgerastet“, berichtete der Staatsanwalt.

Es flogen Barhocker, Flaschen und Gläser. Dann schlugen und traten die Rechtsradikalen auf den Wirt ein. Mit einer Platzwunde am Kopf und Prellungen am ganzen Körper konnte sich das Opfer schließlich in ein Nachbarlokal retten. Diese Tat hatte der 25-Jährige vor Gericht eingeräumt. Wenige Wochen nach dem Angriff hatten Betreiber von 85 Lokalen in der Domstadt beschlossen, Rechtsradikale nicht mehr zu bedienen. Regensburg sei eine weltoffene Stadt, in der Menschen verschiedenster Herkunft friedlich zusammenlebten, hieß es in der Erklärung.

Zweieinhalb Monate später rastete der Rechtsradikale wieder aus - Tatort Herbstdult: Als ihn ein 16 Jahre alter Schüler im Gedränge anstieß, nahm er den Jungen in den Schwitzkasten und schlug ihm einen Maßkrug auf den Kopf. „Der Junge war eine Zeit lang in psychiatrischer Behandlung und leidet noch heute unter Schlafstörungen“, sagte der Staatsanwalt.

Für die anderen Angeklagten, allesamt bekennende Rechtsradikale mit erheblichen Vorstrafen, forderte die Anklage Haftstrafen zwischen einem und fünf Jahren ohne Bewährung. Sie hätten gezeigt, dass selbst langjährige Gefängnisstrafen sie nicht von weiteren Straftaten abhielten. Daher helfe erst recht keine Androhung von Haft. Einer der Angeklagten hatte sich monatelang nicht bei seiner Bewährungshelferin gemeldet und auch die Sozialstunden nicht abgeleistet.

Das ursprünglich für diesen Mittwoch erwartete Urteil musste die Kammer um eine Woche auf den 8. Juni verschieben. Vor den Plädoyers hatte sie das Verfahren gegen den jüngsten Angeklagten abgetrennt. Die Jugendgerichtshilfe soll zunächst mit dem heute 20-Jährigen sprechen und einen Bericht anfertigen.

 

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