Nebelhorn und Kerzenschein

Düster bis heiter: "Der Graf und „Unheilig“ gingen auf ihrer "Große Freiheit"-Tournee in der Fürther Stadthalle vor Anker
von  Abendzeitung
Geboren, um zu singen: „Der Graf“ in der Fürther Stadthalle.
Geboren, um zu singen: „Der Graf“ in der Fürther Stadthalle. © Matthias Hertlein

Düster bis heiter: "Der Graf und „Unheilig“ gingen auf ihrer "Große Freiheit"-Tournee in der Fürther Stadthalle vor Anker

Das Schiff, das die Bühnenwand durchbricht, verheißt nichts Gutes. Und wenn dann zum anhaltend tutenden Nebelhorn der Leinwand-Countdown gen Null läuft, ist klar: Gleich wird’s in der Fürther Stadthalle gräulich und gefährlich. Die Lichter gehen aus, die Scheinwerfer an, und auf die Bühne tritt „Der Graf“, Sänger und Frontmann der Aachener Band „Unheilig". Die veröffentlichte dieses Jahr zum zehnjährigen Jubiläum das Album „Große Freiheit“ und segelte damit – als vermutlich größtes Geburtstagsgeschenk – ins Reich des Mainstreams mit reichlich Plattenverkäufen und vollen Konzertsälen.

Nach so einem erfolgreichen Jahr fällt es selbst einer Band, deren Schaffen sich hauptsächlich im melancholischen Milieu abspielt, schwer, trübe Stimmung zu verbreiten. Und so verflog auch sehr schnell alle Nebelhorn-Romantik, und „Der Graf“ machte sich daran, zwischen Titeln wie „Winter“, „Abwärts“, „Für immer“ und „Geboren, um zu leben“ kleine Einlagen aus dem Reich der Stand-Up-Comedy zu liefern. Sie wollten nicht so recht zur perfektionistischen Live-Darbietung des düsteren, schlagzeugbetonten Musikrepertoires passen.

Der durchgestylte Auftritt mit Schiff, Kerzenschein und aufwändiger Lichttechnik hinterließ somit den faden Beigeschmack, dass „Unheilig“ nicht so recht entscheiden konnten, ob sie durch die bedrohlichen Weiten des Ozeans schiffen wollten – oder doch eher durch die seichten Gewässer der Unterhaltung. mt

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