Nazivergleich: Amtsgerichts-Direktor zeigt "Zwölf Stämme" an

Seit Jahren beschäftigen die wegen Prügelvorwürfen umstrittenen "Zwölf Stämme" die Behörden. Die Sekte fühlt sich vom Staat verfolgt und schreckt auch vor einem Vergleich mit dem Nazi-Terror nicht zurück. Dies wurde dem zuständigen Amtsgerichtschef nun zu viel.
Augsburg/Nördlingen - Nach einem Vergleich mit der Nazizeit bei einer Demonstration der wegen Prügelvorwürfen umstrittenen Sekte "Zwölf Stämme" hat der Nördlinger Amtsgerichtsdirektor Helmut Beyschlag Strafanzeige erstattet. Es werde nun ein Verfahren wegen Beleidigung geprüft, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg, Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai, am Mittwoch einen Bericht der "Augsburger Allgemeinen".
Mitglieder der Glaubensgemeinschaft hatten im Mai bei einem großen Kinderfest in Nördlingen gegen das Vorgehen der Behörden gegen die "Zwölf Stämme" demonstriert und einen Vergleich zu 1939 hergestellt. Nach Angaben der Zeitung wurde dabei auch auf einem Protestschild Beyschlag abgebildet. Laut Nickolai werden nun auch verteilte Flugblätter geprüft.
Hintergrund ist, dass die Polizei im September 2013 rund 40 Kinder aus den Gemeinschaften der "Zwölf Stämme" im schwäbischen Deiningen und im mittelfränkischen Wörnitz geholt hatte, nachdem es immer wieder Vorwürfe der Züchtigung der Kinder gab. Teilweise konnten Kinder später zwar zu ihren Eltern zurückkehren, beim Amtsgericht Nördlingen laufen aber immer noch mehrere Sorgerechtsverfahren. Die Sekte kritisiert dabei auch die lange Verfahrensdauer. Zudem gibt es nach Angaben von Nickolai auch noch laufende Strafermittlungen wegen der Prügelvorwürfe.
Nach der Demonstration beim sogenannten Stabenfest in Nördlingen hat auch das Landratsamt Donau-Ries ein Verfahren gegen Sektenmitglieder eingeleitet. Da die Teilnehmer bei ihrem Protest den zugewiesenen Standort verlassen hätten, werde ein Verstoß gegen das Versammlungsrecht geprüft, sagte ein Sprecherin der Behörde am Mittwoch.