Nazisymbolik am Auto: Bundeswehr will sich nicht von Soldaten distanzieren

Anspielungen auf das Dritte Reich und Witze über getötete Polizisten: Das Landeskommando der Streitkräfte Bayern bestätigt, dass das Auto einem Soldaten gehört. Doch die Bundeswehr will sich nicht distanzieren.
Jasmin Menrad |
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Die Aufkleber auf dem schwarzen BMW sind nicht verboten. Aber sie zeichnen das Bild eines verrohten Menschen mit rechter Gesinnung.
Nopasaranmuc.wordpress.com Die Aufkleber auf dem schwarzen BMW sind nicht verboten. Aber sie zeichnen das Bild eines verrohten Menschen mit rechter Gesinnung.

Bogen/Niederbayern - Neun Polizisten, sieben Fußgänger, drei Katzen, zwei Autos und zwei Fahrradfahrer hat der schwarze BMW schon umgefahren – so besagt es ein Aufkleber, der an der Seite des Autos prangt. Lustig soll das vermutlich sein. Ernst ist aber, was die Aufkleber und das Nummernschild dieses Autos für ein Weltbild zeichnen – zumal an der Frontscheibe ein Parkausweis für die Graf-Aswin-Kaserne im niederbayerischen Bogen klebt.

Entdeckt hat das Auto der Münchner Blogger von Nopasaranmuc.wordpress.com beim Sendlinger Tor, der schreibt: "Wer so etwas an seinem Auto anbringt, bei dem kann man durchaus von einer verrohten Persönlichkeit sprechen." Auffälliger als die Strichliste der Überfahrenen sind die zwei eisernen Kreuze, die an der Heckscheibe prangen und der Frakturschriftzug "Kaffeefahrt nach Walhalla".

Anspielungen auf das Dritte Reich

Verbotene Zeichen sind das nicht, aber die Bundeszentrale für politische Bildung weist in dem Artikel "Woran erkenne ich Rechtsextremismus" explizit darauf hin, dass das Anspielungen auf das Dritte Reich und nordische Ideologie sind. "Die Darstellung von Elementen der nordischen Mythologie ist für die extreme Rechte ein wesentlicher Bestandteil der Identitätsstiftung", heißt es in dem Artikel.

Weiter findet sich auf dem Nummernschild die 666, die Zahlenmystiker als die Zahl des Antichristen bezeichnen. Die Mystik um das satanische Symbol wird von rechtsextremen Esoterikern ins Feld geführt, um eine angebliche Weltverschwörung jüdischer Kreise zu beweisen. Der Besitzer des Autos aber denkt laut einem kleinen Schriftzug an seinem Nummernschild "an Titten".

Ein rechtsorientierter Skinhead?

Um das Bild des Menschen zu vervollständigen, der dieses Auto fährt, ist im Kennzeichen – es ist kein Münchner – ein "Oi", das sich vermutlich auf die Skinhead-Kultur bezieht. Skindheads sind nicht zwingend rechts, aber in Verbindung mit den Anspielungen auf das Dritte Reich liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Besitzer des BMWs um einen rechtsgesinnten Skinhead handelt.

"Dieses Auto spiegelt vieles von dem Sumpf wider, der in der Bundeswehr verbreitet ist und der Umfeld und Nährboden für extreme Einstellungen ist", schreibt der Blogger und schlägt einen Bogen zu den jüngsten Skandalen um Rechtsextremismus bei der Bundeswehr.

Der Pressesprecher vom Landeskommando Bayern der Streitkräfte bestätigt auf AZ-Nachfrage, dass es sich bei dem Fahrzeughalter um einen Soldaten handelt. Weiter: "Der Soldat ist in seinem wohlverdienten Urlaub. Weil wir erst noch ermitteln müssen, können wir derzeit nichts dazu sagen."

Presstelle der Kaserne will sich nicht distanzieren

Auch die Pressestelle der Kaserne verweist auf laufende Ermittlungen und möchte sich trotz mehrmaliger Aufforderung, sich von der Gesinnung, die dieses Auto ausdrückt, zu distanzieren, nicht äußern. Es heißt lediglich, man könne sich nicht vorstellen, dass dieses Auto auf dem Kasernenparkplatz geparkt habe. Zudem behauptet der Pressesprecher, es sei noch nicht ermittelt, ob es sich bei dem Autohalter um einen Angehörigen der Bundeswehr handele.

So revidiert er, was sein Kamerad in der Pressestelle der bayerischen Streitkräfte zwei Tage zuvor eindeutig gesagt hat. Ein Anruf beim Verteidigungsministerium, dem zwei Tage Zeit zu einer Stellungnahme gegeben wird. Trotz der Versicherung, man werde sich äußern und Nachfrage, kommt nichts.

Die Frage, wie so ein beklebtes Auto auf einem Kasernenparkplatz offenbar unbemerkt bleiben kann, bleibt auch nach vielen Telefonaten ungeklärt.

Lesen Sie hier: AZ-Interview: Bundeswehr-Universität in Neubiberg - stramm rechts?

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