Nazi-Paar in Haft
PASSAU/MÜNCHEN - Den Münchnern wird Beihilfe zum versuchten Mord vorgeworfen. Sie sollen am Attentat auf Passaus Polizeichef Alois Mannichl beteiligt gewesen sein.
Bei der Jagd nach dem Attentäter, der den Passauer Polizeichef Alois Mannichl am Samstagabend vor seinem Haus in Fürstenzell niederstach und lebensgefährlich verletzte, gerät die rechte Szene in Bayern zunehmend unter Druck. Zwei Neonazis sitzen wegen Beihilfe zum versuchten Mord in Haft. Das Ehepaar aus München wurde von Zeugen zur fraglichen Zeit in Fürstenzell mit einem Mann gesehen, auf den die Beschreibung des gesuchten Attentäters passt (AZ berichtete). Auch ein Bekannter der beiden und dessen Freundin bekamen Besuch von der Polizei. Für die Aufklärung des Verbrechens wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.
Manuel und Sabrina H. gehören zum harten Kern der Münchner Neonazi-Szene. Der 33-Jährige und seine elf Jahre jüngere Frau bewegen sich im Umfeld des selbst ernannten Naziführers Philipp Hasselbach. Der Neonazi lebt seit 2005 in München. Er gründete zusammen mit Hayo Klettenhofer die Kameradschaft „Autonome Nationalisten München" – eine Gruppierung, die von Insidern als besonders radikal und gewalttätig eingeschätzt wird.
Auch Manuel H. ist der Abteilung Staatsschutz beim Polizeipräsidium München bereits seit den 90er Jahren bestens bekannt. Seine Frau ist dagegen erst seit wenigen Jahren in der Szene aktiv. Beide waren dabei, als rund ein Dutzend schwarz gekleidete Neonazis beim Israeltag im Mai 2007 die Bühne am Odeonsplatz stürmten. Die Störer riefen antisemitische Parolen wie „Juden raus aus Palästina“, zeigten den „Hitlergruß“ und enthüllten eine Flagge des Iran. Manuel und Sabrina H. wurden im Frühjahr 2008 von einem Münchner Gericht jeweils zu einer Geldstrafe verurteilt.
Auch bei Nazi-Aufmärschen im gesamten Bundesgebiet fiel das braune Pärchen immer wieder auf. Zuletzt am 25. November, als 200 Rechte durch München marschierten. Jetzt sind Manuel und Sabrina H. ins Visier der Sonderkommission „Fürstenzell“ gerückt. Einem Zeugen war das Pärchen am Tattag in Fürstenzell aufgefallen. Sie waren in einem Auto mit Münchner Kennzeichen unterwegs und in Gesellschaft eines etwa 1.90 Meter großen Mannes mit Glatze und einer Tätowierung am Hals.
Das Motiv ist vermutlich Rache
Das Paar bekam deshalb am Dienstagabend in seiner Wohnung in Sendling Besuch von der Polizei. Ein Bekannter der beiden wurde zeitgleich festgenommen. Er hatte dem Paar ein Alibi gegeben, zu dem er sich nicht mehr äußerte. Deswegen kam er in Beugehaft, aus der er inzwischen entlassen ist. Seine Freundin hatte es gestern mit der Polizei zu tun. Weil die 20-Jährige in ihrer Wohnung laut Skinhead-Musik hörte, beschwerte sich die Nachbarin bei ihr. Die 20-Jährige schrie sie an, sie solle Ruhe geben, denn sie wisse ja, was dem Passauer Polizisten passiert ist.
Manuel und Sabrina H. wurden gestern bis in die Abendstunden in Passau vernommen. Kurz vor 22 Uhr beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehle: wegen des Verdachts der Beihilfe zum versuchten Mord. Die Eheleute wurden in unterschiedliche Gefängnisse gebracht. Manuel und Sabrina H. waren auch bei der Beerdigung des Altnazis Friedhelm Busse im Juli. Einsatzleiter Alois Mannichl ließ im Anschluss das Grab öffnen und eine Hakenkreuzfahne beschlagnahmen, die auf dem Sarg lag. Möglicherweise lieferte dieser Vorfall das Motiv für den Mordanschlag.
Ralph Hub
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