Nazi-Heilpraktikerin verschickt Drohbriefe
Nürnberg - Mehrere Drohbriefe, genauer gesagt Glückwunsch- Karten, beschrieben mit einschüchternden Drohungen wie "Ihr werdet niemals sicher sein“, und zusammen mit echten Patronenhülsen verschickt, haben die mittelfränkische Polizei seit Monaten beschäftigt.
Nun gibt es eine Festnahme: Eine Frau (55) aus dem Kreis Nürnberger Land, die nach Einschätzung der Ermittlungsbehörden der "rechten Szene“ zuzuordnen ist, ist die Verfasserin der Drohungen. Wie die "Bild“ berichtet, handelt es sich bei der Tatverdächtigen um Heilpraktikerin Susanne G.
Drohschreiben an Politiker
Unter den Opfern der Drohschreiben war auch der Fürther Bundestagsabgeordnete Carsten Träger, Chef der örtlichen SPD, war in einem Schreiben, dem eine Patronenhülse beigefügt war, unverhohlen mit Mord gedroht worden. Die Polizei kam ihren Angaben zufolge über die Vertriebswege einer Glückwunschkarte, die mit einer Schablone bearbeitet worden war, auf die Spur der dringend Tatverdächtigen gestoßen. Mehrere Indizien, die bei einer Hausdurchsuchung am Freitagvormittag sichergestellt wurden, würden diesen Verdacht erhärten, erklärte Polizeipräsident Roland Fertiger.
Rechter Hintergrund vermutet
Die "frohe Botschaft zu Beginn des neuen Jahres“, wie es in den Briefen hieß, war mit RAZ ("Revolutionäre Aktionszellen)“ und MIEZE ("Millitante Zelle“) unterschrieben worden. Die Verfasserin zitierte darin auch das ehemalige RAF-Mitglied Holger Meins – um ihren rechten Hintergrund zu kaschieren? Nach Angaben der Polizei gebe es derzeit keine Hinweise auf weitere Mittäter. Aufgrund des frühen Ermittlungsstadiums wollten sich die Behörden auch nicht weiter zu möglichen Verbindungen der Frau in die rechte Szene äußern – die "Bild am Sonntag“ berichtet jedoch, sie habe Verbindungen zu der rechtsextremen Kleinpartei "Der III. Weg“.
Susanne G. selbst machte keine Angaben und befindet sich auf freiem Fuß, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte. Neben dem Fürther SPD-Abgeordneten Carsten Trägert hatte auch die baden-württembergische FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Judith Skudelny einen gleichtlautenden Drohbrief erhalten. Empfänger waren außerdem eine Moschee in Röthenbach/ Pegnitz (AZ berichtete), sowie eine soziale Einrichtung im Kreis Nürnberger Land.
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