Naturschützer appellieren: Daran müssen sich Wanderer halten

Naturschützer sorgen sich um einen "Hotspot der Artenvielfalt", die Polizei kontrolliert stärker, die Landtagspräsidentin mahnt Badegäste – und Hütten und Campingplätze haben neue Regeln.
Klaus Wiendl |
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Ein Mann schaut auf dem Weg zur Brecherspitz auf den Schliersee hinab. So einsam wird es am Pfingstwochenende nicht sein in den Bergen.
imago images / imagebroker Ein Mann schaut auf dem Weg zur Brecherspitz auf den Schliersee hinab. So einsam wird es am Pfingstwochenende nicht sein in den Bergen.

Mangfalltal - Zwischen Inntal und Isar erstreckt sich ein Naturjuwel. Doch in den nächsten Tagen steigt der Druck auf das Naherholungsgebiet Mangfallgebirge. Daher ergeht ein "dringender Appell" des Gebietsbetreuers.

So lange die Grenze nach Österreich noch dicht ist, so lange hält der Druck von Ausflüglern und nun auch Urlaubern auf das Voralpenland unvermindert an. Er wird sich sogar verstärken, "denn der Drang an die frische Luft ist nach den Corona-Beschränkungen verständlicherweise groß", befürchtet Florian Bossert.

Der Gebietsbetreuer des Landratsamts Miesbach für das Mangfallgebirge appelliert nun an die Touristen, auf "besonders schützenswerte Pflanzen und Tiere in den Schutzgebieten" zu achten. Immerhin wurde die "mehr als 15.000 Fußballfelder große Fläche zum Natura-2000-Schutzgebiet und europäischen Vogelschutzgebiet erklärt".

Picknickdecken nicht auf Almwiesen ausbreiten

Das Birk- und Auerhuhn ist hier ebenso daheim wie der Steinadler und seltene Spechtarten. Insgesamt sei es der Lebensraum für "1400 weitere Tierarten". Auf den Almweiden, der Grundlage für die Almbauern, wachsen Enziane, Orchideen und weitere geschützte Pflanzen. Das Mangfallgebirge ist nicht nur "Hotspot der Artenvielfalt", es ist auch ein wichtiges Trinkwasserreservoir für München. Schon deshalb sollte laut Bossert Rücksicht auf das "ökologisch sensible Gebiet" genommen werden, das die Tegernseer und Schlierseer Berge sowie die Wendelsteingruppe umfasst.

Bei den besonderen Wanderbrennpunkten wie Ross- und Buchstein, Wallberg, Spitzing- und Rotwandgebiet sollte wegen des befürchteten Andrangs aber nicht auf "Ersatzgipfel" ausgewichen und die Picknickdecken nicht auf Almweiden ausgebreitet werden. Das Biwakieren ist ebenso wenig erlaubt, wie das Biken "außerhalb der Forststraßen" in den Landschaftsschutzgebieten.

Polizei: Verstärkte Kontrollen - und Bitten

Viel Arbeit hatte die Polizei in den vergangenen Wochen mit wild parkenden Ausflüglern. Deswegen bitten die Beamten nun zu Pfingsten "um Rücksicht und Augenmaß, insbesondere beim Parken von Fahrzeugen".

Konkret appelliert Alexander Huber vom Polizeipräsidium in Rosenheim:

  • Parken Sie nur auf ausgewiesenen Parkplätzen und -flächen.
  • Denken Sie an die Umwelt! Insbesondere Wiesen und Wälder, die nicht explizit als Parkplatz ausgewiesen wurden, sind nicht zum Abstellen eines Fahrzeugs geeignet.
  • Halten Sie Rettungswege frei und achten Sie beim Parken am Fahrbahnrand auf eine ausreichende Fahrbahnbreite für größere Einsatz- und Rettungsfahrzeuge.
  • Weichen Sie auf andere Parkplätze aus, auch wenn sich hierdurch Ihr Fußweg verlängert.

Auf die PS-starken Bikes mit ihren "geneigten Risikofahrern und Knieschleifern" hat es die Polizei ebenso abgesehen, etwa am beliebten Kesselberg zwischen Kochel und Urfeld. Die "Kontrollgruppe Motorrad" will denen zu Leibe rücken, die ihr Katz- und Mausspiel auf der teils schwer einsehbaren Bergstrecke mit Höchstgeschwindigkeiten treiben.

Zuletzt wurden dort Spitzengeschwindigkeiten von 140 km/h mittels verfolgendem Videofahrzeug gemessen, obwohl nur 60 erlaubt sind. Auch Überholen ist verboten. Dennoch sind die beliebten Serpentinen laut Polizei ein "Unfallschwerpunkt". Damit der Kesselberg aus den "Negativschlagzeilen" kommt, wird die "KG Motorrad des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd", wie es jetzt ankündigt, in den Pfingstferien dort wieder verstärkt präsent sein.

Wasser- und Bergwacht: "Retter nicht an Grenzen bringen"

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU), sieht ehrenamtliche Helfer in diesen Pfingstferien vor besonderen Herausforderungen. Die Pandemie sei ein zusätzliches Risiko für die Retter, sagte Aigner, die die Wasserwacht in Münsing und das Bergwacht-Zentrum in Bad Tölz besuchte. Umso mehr mahnte sie Ausflügler zur Vorsicht. "Helfen wir alle, damit ehrenamtliche Retter nicht an ihre Grenzen stoßen." Ihr Rat: "Wir sollten uns nicht beim Bergwandern überschätzen und höchste Vorsicht walten lassen an den noch kalten Badeseen."

Camping: Nur mit eigener Toilette

Freizeitparks dürfen dieses Wochenende wieder öffnen und auch Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze dürfen wieder Gäste empfangen. Allerdings gibt es Einschränkungen: Campen darf nur, wer in seinem mobilen Zuhause über eigene Sanitäranlangen verfügt – Zelten ist also noch nicht erlaubt, schreibt etwa der Campingplatz am Pilsensee in Seefeld.

Hütten: Nur im eigenen Schlafsack

Welche Hütten des Deutschen Alpenvereins wieder geöffnet haben, sehen Sie hier. Zu beachten sind laut DAV folgende Punkte:

  • Reservierungspflicht: Ohne vorherige Anmeldung gibt es keinen Schlafplatz.
  • Rucksack packen: Neben einem Mund-Nasen-Schutz werden Gäste je nach Hütte auch Schlafsack (keinen Hüttenschlafsack), Kissen und Laken mitnehmen müssen. Darüber sollte man sich vorher informieren.

Lesen Sie auch: Touren für Alle - Hoch geht's zu den schönsten Almen

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