Nationalpark Bayerischer Wald: Wie eine virtuelle Rangerin für Ordnung sorgt

Grafenau - "Wir sind wie klassische Ranger – nur halt im Internet", sagt Julia Zink vom Digitalen Besuchermanagement des Nationalparks Bayerischer Wald. Sie ist einer von zwei Digitalrangern, die für die Sicherheit der Besucher sorgen.
Anders als herkömmliche Ranger ist Zink ausschließlich in virtuellen Sphären unterwegs. Auf der Suche nach Verstößen ist sie trotzdem – und findet sie auch.
Digitale Suche nach Verstößen in bayerischen Nationalparks
Ob Instagram-Posts, Facebook-Beiträge oder Internetseiten für Wanderrouten: Die durchsuchten Inhalte sind vielfältig. "Wir versuchen, uns da möglichst breit aufzustellen und auf verschiedenen Kanälen unterwegs zu sein", sagt Zink der AZ. So durchsuche sie neben den Sozialen Netzwerken auch verschiedene Touren-Portale wie "Komoot" oder "Outdooractive".
Diese bieten von Nutzern erstellte Radl- und Wanderrouten an. Da liegt schon ein Problem: Laut der Digitalrangerin kommt es mitunter zu Verstößen gegen das Wegegebot, sprich, ausgeschilderte Routen und Gebiete werden verlassen.
Per Direktnachricht oder Social-Media-Kommentar: Wer etwas falsch macht, bekommt einen Hinweis
Zusätzlich hat man auch schon Kontakt zu Privatbetrieben, Blogs und Tourismus-Webseiten aufgenommen. Neben den klassischen Postings sind typische Inhalte also Geodaten oder Webseiten.
Bei entdeckten Regelbrüchen werde zunächst Kontakt zu den Personen gesucht. Dies geschehe etwa durch Direktnachricht in einem Sozialen Netzwerk oder das Hinterlassen eines Kommentars des offiziellen Nationalpark-Accounts unter dem betroffenen Beitrag. Die Menschen werden so auf die Verstöße hingewiesen und teilweise bitte man auch um die Löschung des entsprechenden Posts, so Zink.
Nationalparks in Bayern: Oft verlassen Wanderer und Radlfahrer die erlaubten Routen
"Der außergewöhnlichste Verstoß war ein Fall von Lichtmalerei mit Stahlwolle", erinnert sich die Rangerin. Das ist eine Technik, bei der hochentzündliche Stahlwolle angezündet und umhergewirbelt wird. Dann seien, mit einer bestimmten Technik, Muster auf Fotos zu sehen. Im Nationalpark können solche Aktionen schnell im wahrsten Sinne brandgefährlich werden. Der Fall wurde durch einen Beitrag auf Instagram entdeckt.
Am häufigsten sei aber das Verlassen der Wege oder auch das Radfahren auf Wanderrouten. Hin und wieder kämen auch Drohnen-Flüge, Wildcamper oder Lagerfeuer vor. Ab und an gäbe es zudem Posts, in denen ersichtlich wird, dass die Nutzer bewusst gegen etwas verstoßen und etwa Schilder ignoriert haben. "Das ist dann schon ärgerlich", so Zink.
Virtuelle Rangerin: "Wir sehen die Bewerbung von abgelegenen Orten kritisch"
"Die Verstöße müssen aber gar nicht so spektakulär sein", sagt sie, "wir sehen allgemein die Bewerbung von abgelegenen Orten im Netz kritisch". Dies gefährde etwa empfindliche Lebensräume des Auerhuhns oder Moorbereiche. Durch die Verbreitung im Internet komme es zu Multiplikator-Effekten und eigentlich unbekannte Orte werden plötzlich viel begangen.
Die Zusammenarbeit mit den Touren-Portalen funktioniere mittlerweile gut, auch wenn dies laut Zink ein langer Weg war. Zunächst musste man die Seiten überhaupt auf die Probleme aufmerksam machen und informieren. Manche Portale stellen kostenlose Accounts für die Nationalparks zur Verfügung. "So können wir dann einfach Informationen und Hinweise kommunizieren."
Rangerin Julia Zink: "Vielleicht sollte man auf das ein oder andere Posting verzichten"
Insgesamt blickt die 28-Jährige aber positiv auf ihre Arbeitsbilanz. Die Digitalranger des Nationalparks sind seit 2022 im Einsatz. "Wir haben es etwa geschafft, dass viele Touren entfernt wurden", sagt sie. Hier habe man schon viele Leute erreichen und sensibilisieren können.
Zink hat eine klare Botschaft an die Internetnutzer: "Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass die Leute sensibler werden, was für Folgen ihr Handeln im Internet haben kann." Jeder Post habe eine Wirkung – auch wenn man das zunächst nicht wahrnehme. "Vielleicht sollte man also das ein oder andere Mal auf Postings verzichten."