Nächster Galeria-Standort in Bayern steht vor dem Aus: "Die Messe ist wohl gelesen"

In Regensburg, Augsburg und Würzburg stehen die Filialen vor dem Aus. Für zwei sieht Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) noch Hoffnung. Er verhandelt mit.
von  Nina Job
Schon ganz auf das Ende eingestellt: Die Galeria-Filiale in Augsburg wirbt für Rabatte beim "Totalausverkauf".
Schon ganz auf das Ende eingestellt: Die Galeria-Filiale in Augsburg wirbt für Rabatte beim "Totalausverkauf". © reportandum/imago

München - Vor fünf Jahren gab es noch 22 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen in Bayern. Die Zeiten sind vorbei. Drei Insolvenzen später geht es heute noch um den Erhalt von maximal 16 Filialen. Die neuen Investoren der Kaufhauskette wollen diese drei Filialen schließen: Regensburg, Augsburg und Würzburg. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sieht aber für zwei Häuser noch realistische Chancen, dass sie doch weitermachen können.

"Wir kämpfen aus bayerischer Wirtschaftspolitiksicht um jeden Standort", sagte Aiwanger am Donnerstag im Wirtschaftsausschuss im Landtag. Wegen der jeweils 80 bis 100 Beschäftigten und auch wegen der Folgen, die eine Schließung mit sich bringen würde: "Es hängen oft ganze Innenstadtlagen dran, wenn hier Ankermieter und Ankergeschäfte verschwinden."

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). © dpa

Galeria-Filiale in Regensburg: Keine Gespräche mehr mit dem Vermieter

So gut wie keine Hoffnung mehr hat der Wirtschaftsminister hingegen für Galeria in Regensburg. Dort sei "die Messe wohl gelesen", sagte er. Als Gründe nannte er den schlechten baulichen Zustand der Immobilie, dass keine Gespräche mehr mit dem Vermieter stattfinden ("der Faden ist gerissen") und es zudem vor Ort noch zwei große Kaufzentren gibt.

Mit Augsburg und Würzburg würden die Gespräche zwischen Mieter und Vermieter noch laufen. Der Durchbruch sei noch nicht da, sagte Aiwanger, die Gespräche über die Miethöhe liefen nach seiner Einschätzung sehr gut. "Wir versuchen auf die Vermieter einzuwirken. Aber irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht."

In Würzburg fand am Donnerstag wieder eine Verhandlungsrunde statt. "Ich würde mich wundern, wenn in Würzburg keine Lösung zu finden wäre", so der Minister. Nach Pfingsten werde man mehr wissen. Für Augsburg schätzt Aiwanger die Wahrscheinlichkeit, dass es dort weitergeht, auf 51 zu 49.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger glaubt noch an das Kaufhausmodell

Im Wirtschaftsministerium wird derzeit ein Gutachten erstellt, wie die einzelnen Standorte in Bayern zu bewerten sind. Aiwanger hält das Kaufhausmodell nicht generell für ein Auslaufmodell. "Das reale Besichtigen von Ware ist nicht aus der Zeit gefallen." Der stationäre Handel müsse aber mit "digitalen Methoden" intelligent kombiniert werden. Als Beispiel nannte er Messen, die nach der Pandemie auch wieder "mehr denn je" besucht würden. Für die Kaufhäuser könne das bedeuten: dass sich Kunden vor Ort Ware anschauen und sie sich dann per Bote nach Hause liefern lassen.

Dass bislang von Seiten der Investoren noch wenig von Investitionen in die teils maroden Häuser zu hören ist, sei der Tatsache geschuldet, dass niemand sagen könne, wie es in fünf Jahren um die Häuser stehe.

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach bisherigen Planungen 16 seiner insgesamt 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres schließen, davon die drei in Bayern. Das hatte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus Ende April bekanntgegeben. Insgesamt 1400 der rund 12.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden dann ihre Arbeitsplätze verlieren, knapp ein Drittel davon in der Essener Konzernzentrale.

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