Nadelstiche gegen die Strom-Riesen

NÜRNBERG - Sie heißen „Yello“, „E wie einfach“ oder „Eprimo“. Hinter ihnen stecken in der Regel große Konzerne. Immer öfter bieten jetzt aber auch regionale Versorger Strom bundesweit an. Jüngstes Beispiel: Die Nürnberger N-Ergie
Sie sind Günstig-Stromtarife, die verbraucherfreundlich daher kommen. Hinter ihnen stecken aber in der Regel große Konzerne. Nun allerdings drängen auch regionale Stadtwerke immer öfter mit Billigstrom auf den bundesweiten Markt, wie zum Beispiel die Nürnberger N-Ergie.
Zusammen mit den Stadtwerken Hannover will der Versorger ab Frühjahr eine eigene Günstig- Marke an den Start bringen (AZ berichtete). Dem Vernehmen nach soll die gemeinsame Tochter „Clevergy“ zunächst in großen Metropolen wie Hamburg oder Stuttgart Strom verkaufen. Über die Details schweigt sich das Unternehmen noch aus. Sicher ist aber: „Wir haben vor allem Marktgebiete im Blick, die hochpreisig sind“, so eine Sprecherin zur AZ.
Regionaler Preisunterschiede bei fast 50 Prozent
Davon gibt es in Deutschland etliche. Trotz Wettbewerbs liegen die regionalen Preisunterschiede beim Strom in Deutschland bei fast 50 Prozent, schätzt der Branchendienst Verivox. Da winken Anbietern von außen stolze Gewinne. In manchen Regionen seien sogar Margen von bis zu 70 Euro je Kunde drin, heißt es bei den Stadtwerken Hannover. So verwundert es nicht, dass Nürnberger und Niedersachsen mit ihrem Vorstoß nicht alleine sind.
Begonnen damit haben die Stromriesen. Als erstes brachte EnBw seine Tochter „Yello“ an denMarkt. Dann zogen Eon mit „E wie einfach“ und RWE mit „eprimo“ nach. Mit den Billigmarken machen die Stromgiganten regionalen Versorgern, wie etwa Stadtwerken, Kunden abspenstig. Jetzt aber schlagen die Kleinen zurück. Mehr als ein halbes Dutzend neue Marken haben regionale Versorger mitterweile gegründet.
Günstig-Strom vom Mannheimer Versorger MVV
Vom Mannheimer Versorger MVV stammt der Günstig-Strom „Secura“, von den Stadtwerken Pforzheim kommt „Strom ist billig“, von den Pfalzwerken „1-2-3-Energie“. Alleine im Billig-Anbieter „Trianel Energie“ sind rund 30 Stadtwerke zusammengeschlossen – von Flensburg über Bochum bis Dachau. „Künftig dürfte das noch zunehmen“, meint Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Denn mit den Gewinnen aus dem überregionalen Engagement könnten die Versorger die Verluste wettmachen, die sie wegen der zunehmenden Konkurrenz auf ihren angestammten Strommärkten erleiden.
So macht vielen Stadtwerken die Eon-Billigmarke „E wie einfach“ zu schaffen. Hannoveraner und Nürberger jedenfalls wollen mit „Clevergy“ bis 2015 gut 350 000 Kunden gewinnen. Vor Steuern wollen die beiden Regional- Versorger mit der Billigmarke einen Gewinn von 13 Millionen Euro erwirtschaften. Eine Grundlage dafür sollen geringe Lohnkosten bei der neuen Vertriebsgesellschaft sein. Deren Standort ist Leipzig. Und dort ist das Gehaltsniveau niedrig.
Info: Die Tücken beim Billigstrom
Mit einem Billigstrom-Angebot kann ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr mehr als 100 Euro sparen. Sie sollten aber auf einige Tücken achten.
Einmalbonus. Neukunden bekommen vom Billiganbieter oft Einmalzahlungen von bis zu 70 Euro. Rechnet man das raus, ist der Tarif oft gar nicht mehr so günstig.
Vorauskasse. Wer den Strom im Voraus bezahlt, bekommt ihn bei einigen Anbietern deutlich billiger. Nachteil: Mögliche Preissenkungen macht man nicht mit. Bezahlt man außerdem eine bestimmte Menge Strom im Voraus, läuft man Gefahr, zu viel einzukaufen.
Preisgarantie. Etliche Anbieter schließen Preiserhöhungen bis zu 12 Monate oder länger aus. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt einen solchen Tarif.
Vertragslaufzeit. Experten empfehlen: Nicht zu lange an einen Anbieter binden. Erhöht er den Preis, schaut man alt aus. Ein Jahr Vertragslaufzeit ist okay.
aja