Nachwuchs bei den Eisbären: Flocke hat jetzt zwei Geschwisterchen
NÜRNEBRG - Vera, die Mutter der berühmten Eisbärin, hat Zwillinge bekommen. Noch schirmt der Tiergarten Nürnberg seine neuen beiden Schützlinge hermetisch ab.
Zwillinge! Seit vergangenen Freitagmorgen um 8.20 Uhr schmatzt, quäkt und schreit es in der Wurfhöhle im Eisbärengehege des Nürnberger Tiergartens – das jüngere Bärchen kam zwischen 9 und 10 Uhr zur Welt. Mutter Vera, die am 11. Dezember 2007 Flocke zur Welt brachte, geht es gut, „sie verhält sich vorbildlich“, sagt Tiergarten-Chef Dag Encke. Er hofft „inständig“, dass das so bleibt und dass Vera nach Flockes Flaschenaufzucht ihre neuen Babys natürlich großzieht. „Wir hoffen, dass uns eine zweite Flocke erspart bleibt.“ Der AZ beantwortet er die wichtigsten Fragen zu den neuen Eisbären-Babys in Nürnberg:
Wie geht es den Babys? Soweit gut. In die Höhle kann aber niemand, um sie zu untersuchen – Vera würde die Aufzucht bei einer derartigen Störung sofort abbrechen und die Babys fressen. Sie sind noch blind, so groß wie Meerschweinchen, etwa 500 Gramm schwer und sehr fein behaart.
Was tun die Kleinen? Sie schlafen, schreien, säugen und kuscheln sich im Stroh der Wurfbox (1,50 mal 2,50 Meter groß) aneinander.
Junge oder Mädchen? Das wird man erst in einigen Monaten bestimmen können. Namen haben sie noch nicht, das behält sich die Stadt Nürnberg vor – wegen der Vermarktungsrechte.
Was macht Vater Felix (7)? Flockes Vater ist im schwedischen Aalborg und soll dort Nachkommen zeugen.
Wie verhält sich Vera? Vorbildlich: Sie säubert die Kinder mit der Zunge, säugt und wärmt sie.
Wer füttert Vera? Niemand. Die Bärin hat sich für den Winter eine Speckschicht angefressen. In der Natur bleiben Bärinnen bis zu fünf Monate, in seltenen Fällen bis zu acht Monate in der Höhle ohne Futter.
Wann werden die Bären-Kinder die Höhle verlassen? Laut Zoo im März oder April.
Besteht die Gefahr, dass die Zwillinge nicht überleben? Wie auch in freier Natur liegt die Säuglingssterblichkeit bei 50 Prozent. Die Babys könnten krank sein. In diesem Fall würde Vera die Kinder wohl auffressen, wie es schon Veras Gehege-Genossin Wilma 2007 mit ihren Zwillingen getan hat.
Gäbe es da die Möglichkeit, die Babys zu retten? Nein – zu gefährlich für die Pfleger.
Wird auch eine Flaschenaufzucht vorbereitet? Momentan läuft alles gut. Sollte das doch nötig sein, ist die Flaschenaufzucht schnell geregelt.
Flocke wurde von Vera zu früh aus der Höhle geschleppt, weil Vera der Trubel draußen in Angst versetzte. Wie soll das jetzt verhindert werden? Das Gehege ist abgesperrt und wird mit Kameras und Wachdienst bewacht. Wie reagiert Flocke? Gar nicht. Sie ist am anderen Ende des Geheges. „Würde man Flocke die beiden zeigen und sagen: Schau mal, du hast Geschwister, würde sie nur antworten: Lecker!“, sagt Dag Encke.
Susanne Will