Nachtzeichnungen mit Kafka und Che Guevara

NÜRNBERG - „Duell“ der Gedanken: Hata Hlavata in der Nürnberger Galerie Nardi
Nachtzeichnungen“ pflastern ihren Lebensweg. Und nun auch die Wand der Galerie Livio Nardi. 180 allein sind es im Erdgeschoss, ein Impressionen-Mosaik, das hinter schweren Metallrahmen die Intimität zu sichern sucht. Für Hata Hlavata, die Wahl-Nürnbergerin aus Prag mit Spielbein in Italien, erscheint das „wie ein Tagebuch, das man nicht gerne preisgibt“. Vielleicht, weil die 50jährige den vitalen und erogenen Zonen mitunter unverblümt naherückt.
Ohrensessel-Hommage an den Vater samt Frauenakt-Befreiung von Hammer und Sichel
,„Meine Bilder sind nicht pornographisch, da sie aus purer Lust und Unverbrauchtheit entstehen“, sagt Hata Hlavata. Felsen in Livorno formt sie zur befahrbaren Frauensilhouette um, nackte Paare verschmelzen dank Aquarellfarbe miteinander, ein männlicher Torso weist auf Dürers Körperbewusstsein. Dürer ist ein Bezugspunkt in den Kleinformaten, die hingekrakelt oder fein ausgeformt sind. Als Teil eines offenen Gedankenprozesses, wo auch Che Guevara, Pavarotti (als Garibaldi), Franz Kafka und Vaclav Klaus (als Marlon Brando) auftauchen zwischen Kirchen, Kreuzen, dämonischem Lachen und Grenzüberschreitungen. „Duell“ nennt sie kämpferisch die Schau. Surreales flammt auf, Cartoonhaftes, Säulenheilige der Klassischen Moderne und Neo Rauch als verehrter Vertreter der neuen Geschichten-Malerei.
Das unstete Schwingen und Suchen tanzen in den Lebenslinien der Künstlerin Tango. Eine Leidenschaft, die bei ihr gleichauf mit der Malerei liegt. Dabei hat Hata Hlavata aus der tschechischen Künstlerfamilie (eine Ohrensessel-Hommage an den Vater samt Frauenakt-Befreiung von Hammer und Sichel hat sie da aufgebaut) erst in Prag ihren Philosophie-Doktor gemacht, dann in Nürnberg bei Pfahler und Dienst an der Kunstakademie studiert und war über den italienischen Mann von Galeristin Carolin Lindig dem Reiz des Südens verfallen. Den „Nachtzeichnungen“ ist das anzusehen. daer
Livio Nardi Galerie (Westtorgraben 23): bis 30. Januar, Di-Fr 15-18.30 Uhr, Sa 11-13 Uhr