Nachtclub-Chef bestach Kripobeamten mit Sex

Levend K. (47) betrieb Tabledance-Bars in Nürnberg. In Kempten steht er jetzt vor Gericht. Auch sechs Mitarbeiter des dortigen Landratsamtes sind angeklagt
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Tabledance zum Nulltarif: Ein Nürnberger Polizist ließ sich von einem Nachtclubbesitzer mit Sex bestechen.
Ronald Zimmermann Tabledance zum Nulltarif: Ein Nürnberger Polizist ließ sich von einem Nachtclubbesitzer mit Sex bestechen.

Levend K. (47) betrieb Tabledance-Bars in Nürnberg. In Kempten steht er jetzt vor Gericht. Auch sechs Mitarbeiter des dortigen Landratsamtes sind angeklagt

NÜRNBERG/KEMPTEN Der Schmierstoff, mit dem Levend K. (47) seine Nachtclubs richtig in Fahrt brachte, waren edles Naschwerk aus einer Confiserie – und kostenloser Sex. Die essbaren Süßigkeiten erhielten Mitarbeiter des Landratsamtes, die zweibeinigen ein Nürnberger Polizist. Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall klar: Bestechung war’s.

Seit Mittwoch müssen sich der Nachtclubbesitzer und sechs Mitarbeiter von der Ausländerbehörde des Landratsamtes Oberallgäu gerichtlich verantworten. Die Amtsträger haben den Ermittlungen der Kemptener Staatsanwaltschaft zufolge bei Aufenthaltsgenehmigungen osteuropäischer Damen, die in den Clubs von Levend K. als Nackttänzerinnen auftraten, besonders großzügig agiert.

Nicht gerade unfreiwillig tappte ein Kripobeamter aus dem Nürnberger Polizeipräsidium in die Sex-Falle. Er durfte auf Geheiß von Levend K. dessen Tabledance-Bar in der Luitpoldstraße kostenfrei besuchen und die Dienste der dort tätigen Damen in Anspruch nehmen. Außerdem hatte er noch freien Eintritt in einem Bordell. Im Gegenzug lieferte der bestechliche Kripomann geheime Daten.

Süßwaren, Freibier und Karten für die WM – alles umsonst

Die Rechnung für das anrüchige Geschäft bekam der Polizist in Form eines Strafbefehls bereits serviert. Ein Jahr Haft auf Bewährung und eine Geldstrafe, über deren genaue Höhe noch gestritten wird, dürften ihm schwer im Magen liegen. Noch drastischer sind allerdings die beruflichen Konsequenzen. Er wurde bereits vom Dienst suspendiert und wartet nun auf ein Disziplinarverfahren. Seine Entfernung aus dem Polizeidienst ist damit programmiert.

Wie im Prozess vor dem Kemptener Amtsgericht zur Sprache kam, funktionierte die etwas außerhalb der Legalität angesiedelte Zusammenarbeit fünf Jahre lang störungsfrei. Ein Mitarbeiter (54) des Landratsamtes Sonthofen versuchte in der Verhandlung darzulegen, dass die süßen Geschenke des Nachtclub-Chefs keinerlei Einfluss auf die Aufenthaltsgenehmigungen der Tänzerinnen ausgeübt hätten. Er selbst hätte sich keine großen Gedanken gemacht, weil auch sein Chef die Confiserie-Waren im Wert von mehreren Tausend Euro angenommen hätte.

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft beließ es Levend K. aber nicht nur bei der Lieferung von Süßwaren. Er verschenkte auch Verzehrgutscheine und Biermarken fürs Oktoberfest. Als besonderes Häppchen hielt er für die Mitarbeiter der Ausländerbehörde sogar Eintrittskarten für die Fußball-WM bereit.

Der Prozess ist auf vier Verhandlungstage angesetzt.

Helmut Reister

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