Nachbarschafts-Krieg um einen Parkplatz

Der Angeklagte (56) soll vier Autos zerkratzt haben, weil sie auf seinem Lieblingsplatz in St. Leonhard abgestellt waren. Er hat ihn seit 20 Jahren für sich beansprucht
von  Abendzeitung
Seit 20 Jahren auf seinem Lieblingsparkplatz: Der angeklagte Kellner Hans B. (56, rechts, hier mit seinem Verteidiger Ralf Peisl) gab vor dem Nürnberger Amtsgericht zu, dass er aus Versehen in einem Fall einem geparkten Pkw zu nahe gekommen ist.
Seit 20 Jahren auf seinem Lieblingsparkplatz: Der angeklagte Kellner Hans B. (56, rechts, hier mit seinem Verteidiger Ralf Peisl) gab vor dem Nürnberger Amtsgericht zu, dass er aus Versehen in einem Fall einem geparkten Pkw zu nahe gekommen ist. © News5

Der Angeklagte (56) soll vier Autos zerkratzt haben, weil sie auf seinem Lieblingsplatz in St. Leonhard abgestellt waren. Er hat ihn seit 20 Jahren für sich beansprucht

NÜRNBERG Gut zwei Meter lang und ein Meter breit ist dieses viel begehrte Fleckchen am Gehsteig der Kunigundenstraße im Stadtteil St. Leonhard. Ein öffentlicher Parkplatz, der jetzt im Mittelpunkt eines Strafprozesses am Nürnberger Amtsgericht stand. Denn um die Benutzung gerieten sich Nachbarn derart in die Haare, dass einer jetzt als Lackzerkratzer angeklagt war.

Vier verschiedene Autos soll Hans B. (56, Name geändert) immer wieder, insgesamt elfmal, mit einem spitzen Gegenstand zerkratzt haben – einen Honda Accord, einen Skoda Felicia, einen Audi A4 und einen Opel Zafira. Schaden insgesamt: 5000 Euro.

„Mein Auto wurde dort doch auch zerkratzt“

„Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, erklärte der angeklagte Kellner (Verteidiger Ralf Peisl) vor Gericht, „ich kann mir auch nicht vorstellen, weshalb ich so was tun sollte.“ – „Weil man von dem Parkplatz bequem wegfahren kann ohne Herumrangieren“, stellte Richterin Regina Kastner fest. „Ich stehe seit 20 Jahren auf dem Parkplatz“, sagte der Angeklagte, „aber wenn er belegt ist, stell’ ich mich eben woanders hin.“ Aber alle Autos seien verkratzt worden, wenn sie dort standen, so die Richterin. „Mein Auto wurde dort doch auch zerkratzt“, konterte Hans B.

Tatsächlich war ihm nicht nachzuweisen, dass er mehrmals an den Autos von Nachbarn herumgekratzt habe. Nur in einem Fall war es anders. Da hatte ein Nachbar Verdacht geschöpft, als sein Honda Accord dreimal in drei Wochen immer neue Furchen im Lack aufwies – immer wenn der Wagen auf dem Parkplatz am Anfang der Straße stand.

Der Mann legte sich auf die Lauer, bis der Kellner abends heimkam. Der sah, dass sein Lieblingsparkplatz belegt war. Ganz nah soll er an dem Honda vorbeigegangen sein. Danach war ein neuer Kratzer im hinteren rechten Kotflügeldes Honda (Schaden: 150Euro). Diesen Vorfall räumte Hans B. ein, versehentlich sei er da hingekommen, vielleicht mit dem Schlüsselbund.

Das Versehen kostete ihn jetzt 2700 Euro Geldstrafe. cis

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