Nachbar rettet Vanessa vor dem Prügeltod

NÜRNBERG - Ex-Freund wollte das Ungeborene aus dem Bauch der 20-Jährige treten – sie überlebte nur knapp. Justiz ermittelt gegen ihn wegen Körperverletzung und versuchtem Schwangerschaftsabbruch
Wieder ein beeindruckendes Beispiel für Zivilcourage! Nach dem tödlichen Überfall auf Dominik Brunner, der sich an einer Münchner S-Bahnstation schützend vor vier Kinder stellte, wurde gestern in Nürnberg ein wahrer Held ausgezeichnet! Er rettete Vanessa Nägel vor einer brutalen Prügel-Attacke!
Unfassbar: Vanessas Ex-Freund wollte das ungeborene Kind der 20-Jährigen im Bauch totprügeln! Dass Mutter und Kind überlebten, haben sie Thomas Kauder und seinem Freund Harald zu verdanken. Dafür wurde er gestern im Nürnberger Polizeipräsidium mit dem „Lions-Preis für Zivilcourage“ ausgezeichnet. „Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens“, betonte Lions-Vize Helmut Naczinsky.
Ihr Ex-Freund lauerte ihr zuhause auf
Vanessa hatte sich Anfang August mit ihrem Ex verabredet: „Wegen der Schwangerschaft gab es noch einiges zu klären.“ Doch der 31-jährige Zwei-Meter-Mann kam nicht zum Treffpunkt. Die werdende Mutter ging heim. Als sie die Tür öffnete, bekam sie einen harten Schlag ins Gesicht: Im Flur hatte ihr der Ex aufgelauert – vermummt! Wortlos schlug und trat der Mann minutenlang auf die zierliche Frau (1,56 Meter) ein. „Ich habe versucht, mich zur Seite zu drehen, damit er den Bauch nicht erwischt“, erzählt Vanessa. Dann kam ihr Nachbar Thomas Kauder. „Ich war mit meinem Bekannten in der Kneipe nebenan, als ich die Hilferufe hörte“, schildert der Lastwagenfahrer. Besonders bemerkenswert: Er war erst zwei Monate zuvor von zwei Türken angegriffen worden. Sie hatten ihm die Kieferhöhle zertrümmert.
Ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit rannte der Familienvater mit seinem Kumpel in Richtung der Schreie. „Sie kamen aus unserem Haus. Da sah ich was hinter unserem Kinderwagen liegen und einen Vermummten.“ Erst als die beiden Männer den Täter ansprachen, versuchte der zu flüchten. Während sein Freund die Polizei rief, bugsierte Kauder den Schläger in den Hinterhof. Beim zweiten Versuch, das Weite zu suchen, packte er ihn da, „wo es beim Mann besonders weh tut“. Er hielt ihn fest, bis die Polizei kam. Ein Milzriss, multiple Prellungen am ganzen Körper, Platz- und Risswunden im Gesicht: Tagelang rang Vanessa nach der Prügelattacke auf der Intensivstation ums Überleben. Inzwischen ist sie wieder zuhause. Der Schläger sitzt in U-Haft. Die Justiz ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchtem Schwangerschaftsabbruch. Jeden Tag, wenn Vanessa die Haustür aufsperrt, wird sie an den schlimmen Abend erinnert. Beim Prozess wird sie ihren Peiniger wiedersehen müssen. Andrea Uhrig