Nach tödlicher Schlägerei: Rechtsextremer Hintergrund geprüft
Nach einer tödlichen Schlägerei in Kaufbeuren prüft die Polizei auch einen möglichen rechtsextremistischen Hintergrund.
Kaufbeuren - Ein 34-jähriger Kaufbeurer bekam bei der Auseinandersetzung in der Nacht zum vergangenen Donnerstag einen so heftigen Faustschlag gegen den Kopf, dass er sofort zu Boden ging und später an seinen Verletzungen starb. Unter dringendem Tatverdacht wurde noch in der gleichen Nacht ein stark angetrunkener, 36 Jahre alter Mann aus Thüringen festgenommen.
Ganz am Anfang der Streiterei sollen ausländerfeindliche Äußerungen gefallen sein. Der Thüringer ist der Polizei wegen rechtsmotivierter Taten bereits bekannt. Ob die Gewalttat in Kaufbeuren mit diesem Hintergrund in Zusammenhang stehe, sei Gegenstand der Ermittlungen, teilte die Polizei am Montag mit. Gegen den Thüringer erging bereits Haftbefehl. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Totschlags.
Eine am Montag vorgenommene Obduktion des Opfers ergab eine schwerwiegende Gehirnverletzung als Todesursache. Nach Polizeiangaben fanden sich keine Hinweise auf eine darüber hinausgehende Gewalteinwirkung auf den Kaufbeurer. „Das Obduktionsergebnis entspricht damit dem bisherigen Ermittlungsstand, wonach seitens des Tatverdächtigen ein Schlag gegen den Kopf des 34 Jährigen erfolgte“, hieß es weiter in der Mitteilung der Polizei.
Der 36-Jährige gehörte einer siebenköpfigen Gruppe aus Thüringen an, die den nächtlichen Streit hinter einem Festzelt angezettelt haben soll. Die 22 bis 53 Jahre alten Männer sollen drei Männer aus Kaufbeuren provoziert haben. Dabei sollen gegenüber diesen 25 und 30 Jahre alten Spätaussiedlern auch ausländerfeindliche Sprüche gefallen sein. Das spätere Opfer hat den Angaben zufolge den Streit als Unbeteiligter beobachtet. Der aus Kasachstan stammende Familienvater war mit vier weiteren Männern den Security-Kräften zum Tatort gefolgt und hatte dort völlig unvermittelt den folgenschweren Fausthieb abbekommen.
In Kaufbeuren, wo bis zum Montag das traditionelle „Tänzelfest“ gefeiert wurde, haben am Wochenende mehrere hundert Bürger mit Gedenkgottesdienst und Schweigemarsch des Getöteten gedacht. Nach Angaben von Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) marschierten 600 bis 700 Personen vom Tatort zu einem Mahnmal gegen rechte Gewalt. Dort seien Hunderte Kerzen aufgebaut gewesen. „Auch wenn sich diese Tat an jedem anderen Ort im Land hätte abspielen können, wirft sie einen Schatten auf das Tänzelfest und macht uns alle traurig und betroffen“, sagte Bosse am Montag. Zur Unterstützung der Hinterbliebenen – das Opfer hinterlässt eine junge Ehefrau und zwei sechs und zehn Jahre alte Kinder – hat die Stadt zu einer Spendenaktion aufgerufen.
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