Nach "Tatort-Internet"-Sendung: Mann (61) wird vermisst

Der Caritas-Helfer hatte im Internet Kontakt mit Minderjährigen, wurde in der RTL-2-Show enttarnt – und verlor daraufhin seinen Job.
von  Abendzeitung
Stephanie zu Guttenberg steht zum Auftakt von "Tatort Internet" vor der Kamera.
Stephanie zu Guttenberg steht zum Auftakt von "Tatort Internet" vor der Kamera. © dpa

WÜRZBURG - Der Caritas-Helfer hatte im Internet Kontakt mit Minderjährigen, wurde in der RTL-2-Show enttarnt – und verlor daraufhin seinen Job.

Voller Elan hat Stephanie zu Guttenberg in der Auftaktsendung von "Tatort Internet" über Sexualtäter berichtet, die im Internet aktiv sind. Jetzt, nach der zweiten Sendung bei RTL 2, ist einer von den dort enttarnten Männer spurlos verschwunden.

Sowohl sein Arbeitgeber als auch die Angehörigen meldeten den Caritas-Mitarbeiter als vermisst. „Tatort Internet“ berichtete Anfang der Woche über einen 61-jährigen Leiter eines Kinderhilfswerks aus Würzburg. Der frühere Hamburger Innensenator Udo Nagel geht in der Sendung Sexualtätern auf die Spur. Stephanie zu Guttenberg hatte die Sendung zum Start werbewirksam als Co-Moderatorin begleitet.

Der Mann, der nun vermisst wird, habe sich in einem Chatroom mit einem vermeintlich minderjährigen Mädchen unterhalten und dann auch getroffen. Als die Caritas am Donnerstag von dem Bericht erfuhr, wurde er freigestellt und bekam Hausarrest. Seitdem ist der Mann verschwunden.

Zuvor soll der Mann laut Caritas eingeräumt, die i Caritas-Sprecher. Hinweise auf mögliche Übergriffe in dem Kinderdorf gebe es nicht allerdings wird gegen den Mann wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern ermittelt.

Für die neue Sendung hatte eine Journalistin sich als minderjähriges Mädchen in Chats ausgegeben. So wollte „Tatort Internet“ zu mutmaßlichen Kinderschändern Kontakt aufnehmen. Bei einem anschließenden Treffen gab der Mann an, bei dem Mädchen übernachten zu wollen. Als er von der angeblichen Mutter des Kindes zur Rede gestellt wurde, sagte er: „Es ist nichts passiert, und es wäre nichts passiert.“ In dem Film wurde der Mann unkenntlich gemacht. Allerdings hatte er sich als Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung vorgestellt.

„Das halte ich für klar rechtswidrig“, sagte der Presserechtler Carsten Brennecke. Der Mann sei an den Pranger gestellt worden: „Dass man einen Menschen mit bestimmten Informationen identifizieren kann, muss ein Sender wissen.“ Auch der Missbrauchsbeauftragte des Bistums Würzburg, Klaus Laubenthal, kritisierte, dass RTL2 das Kinderdorf nach den Aufnahmen im Mai nicht informiert habe. „Das erscheint mir aus präventiven Gründen bedenklich", sagte er. Er räumte ein: „Nach meinen bisherigen Informationen sind die im Fernsehen gezeigten Vorfälle noch keine Sexualstraftat, sondern nur eine Distanzlosigkeit und Grenzüberschreitung"

Der Sender rechtfertigte sein Verhalten mit der Rechtslage. Es lag kein Straftatbestand vor, deshalb dürfe man niemanden informieren. Auch sei der Mann nicht identifizierbar gewesen.

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