Nach Randale in Gostenhof: Das sagt die Polizei

Hemmschwelle zur Gewalt sinkt: „Da hilft auf lange Sicht nur Deeskalation.“
von  Abendzeitung
Personenkontrolle in Gostenhof am Silvesterabend.
Personenkontrolle in Gostenhof am Silvesterabend. © Berny Meyer

Hemmschwelle zur Gewalt sinkt: „Da hilft auf lange Sicht nur Deeskalation.“

NÜRNBERG Autonome zogen in der Silvesternacht randalierend durch Gostenhof. Sie schossen Silvesterraketen auf das Gelände der JVA, bewarfen Polizisten mit Böllern, schmissen Schaufenster ein, demolierten parkende Autos. Ein Beamter wurde verletzt. Die Polizei setzte trotz der massiven Attacken auf Deeskalation. Doch bekommt man die Chaoten so langfristig in den Griff?

Nicht zum ersten Mal feierten Linksextreme eine Gewaltorgie in dem alternativen Nürnberger Viertel. Erst letztes Jahr verwandelte ein Mob im Zuge der linken Mai-Demo die Straßenecke Adam-Klein-/Glockendonstraße in ein Schlachtfeld. „In einer solch aufgeheizten Situation nützt hartes Durchgreifen nichts“, sagt Polizeisprecher Peter Schnellinger. Die Hemmschwelle zur Gewalt sinke bei den jungen Menschen auf erschreckende Weise. Durch Gegenwehr würde sie nur noch mehr angestachelt.

Ziel sei es also auch an Silvester gewesen, Eskalation zu vermeiden. Nicht zuletzt, um Unbeteiligte zu schützen! Als sich die Chaoten in einer Gostenhofer Kneipe sammelten, entschied die Polizei daher, diese nicht zu stürmen. „Die Randalierer mischten sich unter normale Besucher. Ein Zugriff wäre unverhältnismäßig gewesen“, erklärt Sprecher Schnellinger. Erst als die Besucher freiwillig die Kneipe verließen, nahmen die Beamten die Personalien auf.

Derzeit wertet die Polizei die Foto- und Videoaufnahmen der Silvester-Randale aus. Es wird wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und Landfriedensbruch ermittelt. Schnellinger: „Lieber sichern wir in Ruhe Beweise, filmen verdächtige Personen, und ermitteln so im Nachhinein dann gezielt.“

Das sei immer wieder ein Spagat. Entscheidungen müssten auch stets situationsbedingt getroffen werden. Langfristig aber, so hofft die Polizei, will man die Szene so zerschlagen. Marlina Pfefferer

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