Nach Katastrophen-Unwetter in Berchtesgaden: Freistaat investiert Millionen in Bacherweiterung

Vier Jahre nach der Unwetter-Katastrophe von 2021: Wie der Freistaat Berchtesgaden für den nächsten Starkregenfall sicher machen will.
von  Kilian Pfeiffer
Großbaustelle: Direkt an den Wohnhäusern vorbei verläuft die Querschnittserweiterung des Wildbachs. Einen Vorfall wie 2021 wollen die Verantwortlichen unbedingt verhindern.
Großbaustelle: Direkt an den Wohnhäusern vorbei verläuft die Querschnittserweiterung des Wildbachs. Einen Vorfall wie 2021 wollen die Verantwortlichen unbedingt verhindern. © Kilian Pfeiffer

München/Berchtesgaden – Dort, wo heute schweres Gerät das Bachbett erweitert, war im Sommer 2021 nach einem Unwetter in Berchtesgaden Ausnahmezustand. Der Gerner Bach, sonst ein schmaler Wasserlauf zwischen den Wohnhäusern, schwoll in wenigen Minuten zu einem Strom an, der vieles mit sich riss – vor allem das Gefühl von Sicherheit.

Jetzt wird aufgerüstet: Drei Millionen Euro investiert der Freistaat Bayern in eine der aufwendigsten Hochwasserschutzmaßnahmen im südlichen Berchtesgadener Land. "Wir haben damals nachgerechnet: Fast 45 Kubikmeter Wasser pro Sekunde flossen durch den Bach – aktuell sind es gerade mal 200 Liter", sagt Christian Schieder, Bauingenieur beim Wasserwirtschaftsamt Traunstein, Sachgebietsleiter Wildbach und Projektleiter der Schutzmaßnahme.

Bauarbeiten aus engstem Raum: Gerner Bach muss erweitert werden

Damit es soweit nicht mehr kommt, wird seit Herbst vergangenen Jahres an der Salzburger Straße in Berchtesgaden gebaut – auf engstem Raum, mitten durch ein Wohngebiet. Wo früher der Bachlauf schmaler war, entsteht nun ein hochwassersicherer, tunnelartiger Kanal.

Im Zuge der Maßnahme wird das Bachbett nicht nur verbreitert, sondern auch um knapp eineinhalb Meter tiefer gelegt – eine sogenannte Sohlvertiefung, die dem Wasser künftig wesentlich mehr Raum verschaffen soll.

"Die Bauarbeiter mussten buchstäblich in die Tiefe gehen", sagt Projektleiter Schieder. Der Querschnitt des Gerner Bachs wuchs dadurch von ursprünglich vier Metern Breite und 1,8 Metern Tiefe auf künftig 4,4 Meter Breite und 3,10 Meter Tiefe. So ausgelegt, kann der Kanal jetzt ein Jahrhundert-Hochwasser schadlos aufnehmen.

"Extrem komplex": Planung hat mehr als drei Jahre gedauert

Für die Anwohner des Gerner Bachs bedeutet der Eingriff seit Monaten eine enorme Belastung. Sie seien leidgeprüft, weiß Schieder nur zu gut: vom Baulärm, der eingeschränkten Zugänglichkeit zu ihren Häusern und der täglichen Konfrontation mit einer Großbaustelle, die sich entlang der Grundstücke zieht. Mehrere Häuser mussten zunächst unterfangen, also während der Bauarbeiten gestützt und gegen Absacken gesichert werden.

Trotz der Dringlichkeit des Projekts hat es mehr als drei Jahre gedauert, bis die Bauarbeiten beginnen konnten. Das hat Gründe. "Die Planung solcher Maßnahmen ist extrem komplex – hydrologisch, statisch, rechtlich und infrastrukturell", sagt der Projektleiter.

Der Bach war in der Vergangenheit immer wieder über die Ufer getreten und wurde über Jahre hinweg als Problemfall eingestuft. "Es gab schon länger die Überlegung, ihn auszubauen", so Schieder. Erst die Katastrophe von 2021 rückte das Projekt nun ganz nach oben auf die Prioritätenliste.

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