Nach Kago-Pleite: Steht jetzt die Gemeinde vor dem Ruin?
Nach dem Insolvenz-Antrag zittert ganz Postbauer-Heng: Die Gewerbesteuer bricht ein. Derweil rüstet sich Bürgermeister Horst Kratzer gegen die drohende Arbeitslosen-Welle
POSTBAUER-HENG Der Insolvenz-Antrag des Ofenbauers Kago trifft die 7000 Einwohner von Postbauer-Heng wie ein Hammerschlag. Denn der Ort war Kago, ob es an den vielen Schildern lag, die zum Ofenbauer wiesen, oder die Gewerbesteuern, die der Unternehmer zahlte. Bürgermeister Horst Kratzer, CSU: „Die Entwicklung ist traurig. Postbauer-Heng ist mit Kago groß geworden.“
"Die Entwicklung ist traurig"
Jetzt bangt er um die Arbeitsplätze, von den 388 Kago-Mitarbeitern kommen 140 direkt aus Postbauer-Heng. Rechtsanwalt Volker Böhm vom Insolvenzverwalter Schultze & Braun wird nun das Unternehmen prüfen. Kommt er zu einem positiven Ergebnis, würde die Ofenbaufirma – restrukturiert – weiterbestehen. Wenn nicht, „dann werde ich mich engagieren, dass die Menschen wieder Arbeit finden“, so Kratzer.
Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer wegen Betrugs
Die Insolvenz ist nicht das einzige Ungemach, das bei Senior Karl-Heinz Kago und Junior Pierre, der die Geschäfte seit 2007 führt, zu schlaflosen Nächten führen dürfte. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt noch immer wegen Betrugs gegen Kago. Es geht um Schwarzarbeit. Der Vorwurf: In den Gehaltslisten tauchten Menschen als geringfügig Beschäftigte auf, die gar nicht mehr bei Kago arbeiten. Offiziell verdienten diese Phantom-Mitarbeiter jeweils 400 Euro – und waren damit nicht sozialversicherungspflichtig. Tatsächlich soll aber ein Vollzeit-Arbeiter (Verdienst 1600 Euro) für jeweils vier dieser Mitarbeiter kassiert haben. Der Verdacht: So spart man sich Sozialbeiträge.
Dass die Ofen-Firma nun kurz vor dem Erlöschen steht, wird sich auch auf die Finanzen von Postbauer-Heng niederschlagen. „Wir haben, was die Gewerbesteuer angeht, kaum große Erwartungen für dieses Jahr gehabt“, so Bürgermeister Kratzer nach der Vorabmeldung des Finanzamtes. 2009 hat er zwei Millionen Euro von Gewerbebetrieben erhalten, jetzt rechnet er mit 700.000 Euro weniger. Und 2009 ging der Umsatz bei Kago bereits um 20 Prozent zurück.
Kago soll Anfang März ein neues Unternehmen eröffnen
Karl-Heinz Kago streckt derweil die Fühler aus, berichten die Neumarkter Nachrichten. So soll er Anfang März zwischen Leipzig und Halle ein neues Unternehmen eröffnen. Produziert soll dort nicht werden – Gonschorowski, so hieß Kago früher, will mit Photovoltaikanlagen handeln. sw
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