Update

Nach Gewaltexzessen in Berlin: Mehrheit der Deutschen hat Sorge vor dem Freibad-Besuch – so ist die Lage in München

Die Gewalt in deutschen Freibädern schockiert. Und auch in Bayern gibt es Probleme – wenn auch nicht so gravierend. In München erreicht das Thema derweil den Stadtrat.
Niclas Vaccalluzzo
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
10  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Polizisten stehen vor dem Eingang des Columbiabads in Berlin-Neukölln.
Polizisten stehen vor dem Eingang des Columbiabads in Berlin-Neukölln. © Caroline Bock/dpa

Kempten/München - Das Columbia Freibad in Berlin-Neukölln sorgt derzeit für hitzige Diskussionen. Nach zahlreichen Übergriffen, bei denen das Personal wiederholt geschlagen, beleidigt und bespuckt wurde, blieb das Bad für mehrere Tage geschlossen.

Und Berlin reagiert auch in der Fläche: Mittlerweile ist der Eintritt in Freibädern nur noch mit Ausweis möglich. Das teilten die Berliner Bäder-Betriebe kürzlich mit.

Umfrage: Mehrheit der Deutschen hat Sorge vor Freibad-Besuch

58 Prozent der Deutschen haben derzeit Sorge, ein Freibad zu besuchen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Zeit", das in der aktuellen Ausgabe veröffentlicht wurde. Demnach stimmen 58 Prozent der Deutschen der Aussage zu: "Ich habe aufgrund der aktuellen Meldungen über Schlägereien in Freibädern Sorge, eines zu besuchen." Gut ein Drittel (34 Prozent) ist gegenteiliger Meinung.

Polizisten im Columbia Freibad in Berlin-Neukölln. Das Bad musste wegen gewalttätigen Ausschreitungen häufiger komplett geräumt werden. (Archivbild)
Polizisten im Columbia Freibad in Berlin-Neukölln. Das Bad musste wegen gewalttätigen Ausschreitungen häufiger komplett geräumt werden. (Archivbild) © Andreas Rabenstein/dpa

Freibäder in Bayern: Auch hier wird gegrapscht

Auch in Bayern kommt es immer wieder zu Vorfällen in Schwimmbädern. Im Nürnberger Westbad etwa klickten kürzlich die Handschellen, weil ein Mann gleich neun Mädchen belästigt und sie unsittlich berührt hatte. Herrschen auch im Freistaat Neuköllner Verhältnisse, sprich: Gibt es flächendeckend Probleme mit Gewalteskalationen oder hat man hier noch alles im Griff? Die AZ hat nachgefragt.

Große Probleme mit renitenten Gruppen Jugendlicher gibt es offenbar in Kempten, genauer: im Campo Mare Freibad. Den ersten Vorfall gab es 2018, sagt Daniela Pletzer, Leiterin Marketing und Kommunikation des Bades, der AZ. Als ein Mitarbeiter eine Gruppe Jugendlicher aufforderte, nicht vom Beckenrand zu springen, fand er sich kurz darauf in einem Rudel von etwa 30 Jugendlichen wieder. Diese beleidigten und bespuckten den Mitarbeiter.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Kempten: Freibadaufsicht wird bedroht

Immer wieder kommt es laut Pletzer zu solchen Fällen, in denen sich mehrere Jugendliche zusammentäten, Aufsichtskräfte einschüchterten oder bedrohten. In solchen Fällen müsse dann auch die Polizei informiert werden. Laut Pletzer handelt es sich dabei vor allem um Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Nach dem Vorfall habe man begonnen, bestimmte Deeskalationsschulungen für die Badmitarbeiter anzubieten. Auch deshalb käme es bisher noch nicht zu Personalausfällen, so wie es derzeit in Berlin der Fall ist. Insgesamt, sagt Pletzer, halte es sich noch in Grenzen und bei den Rudelbildungen gehe es meist um Einzelfälle. Dennoch könne man definitiv fehlenden Respekt gegenüber Autoritätspersonen wahrnehmen, der vermehrt zu Problemen führe.

In Münchens Freibädern wird der Ton immer rauer

In München blieben größere Konflikte bis jetzt aus. Kleinere Streits und Zwischenfälle seien, angesichts hoher Besucherzahlen, schlicht nicht zu vermeiden, sagt Doris Betzl von den Stadtwerken München, auf AZ-Anfrage.

"Freibäder sind ein halböffentlicher Raum, an dem sich ein Publikum in großer Menge mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen trifft." Dennoch sei man zufrieden mit der Lage in den Freibädern der Landeshauptstadt.

Aber: "Unser Personal vor Ort berichtet auch, dass der Umgangston immer angespannter und rauer wird", sagt sie. Das Personal bekomme hierfür bestimmte Schulungen, die Eskalationen vermeiden sollen.

Antrag im Stadtrat: Wie sicher sind die Freibäder in München?

Das Thema erreicht nun auch den Münchner Stadtrat: In einem Antrag an OB Dieter Reiter (SPD) möchte Hans Theiss von der CSU wissen, wie sicher Münchens Freibäder sind. So soll unter anderem die Statistik zu Gewalt- und Belästigungsdelikten offengelegt werden. Außerdem möchte Theiss wissen, wie die Sicherheitsstrategie der Münchner Bäder aussieht. Damit zusammenhängend lautet eine Frage im Antrag: "Gibt es spezielle Sicherheitskonzepte für Besucherinnen (wie z.B. safe spaces, speziell geschultes Personal etc.)?"

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Security-Mitarbeiter in Bamberger Freibad eingesetzt

In Bamberg setze man schon seit Jahren einen privaten Sicherheitsdienst ein, um an Tagen mit besonders vielen Besuchern die Lage in den Griff zu bekommen. Es gibt laut Jan Giersberg von den Stadtwerken Bamberg zwar vereinzelt Konflikte in Bädern mit gewisser Sozialstruktur, dennoch sollte man diese nicht überbewerten.

Deeskalationsschulungen für Personal sollen helfen

Auch in diesen Bädern helfen der Sicherheitsdienst und ein erhöhter Personalstand. Die Situation sei bis jetzt generell "relativ entspannt". Im Freibad Ingolstadt habe man die Lage im Griff, sagt Betriebsleiter Roland Regler der AZ. Sein Personal sei in Sachen Deeskalation so geschult, dass Konflikte weitgehend vermieden werden. Man habe auch zusätzliche Schulungen zum Umgang mit Flüchtlingen angeboten, die Erfolge zeigten. Werde einmal ein Hausverbot ausgesprochen, dann werde dies auch meist akzeptiert und eingehalten.

Neben den üblichen Einsätzen wie Diebstählen oder Hausfriedensbrüchen, die sehr selten vorkämen, müsse man so gut wie nie die Polizei einschalten. Die Polizeipräsidien selbst geben auf Nachfrage der AZ größtenteils ebenfalls Entwarnung. Insgesamt habe man es nur mit einer Handvoll Gewalttaten zu tun, heißt es weitgehend übereinstimmend. Auch die Anzahl der Einsätze in Badeanstalten ginge nicht über die an sonstigen Orten mit vielen Menschen hinaus. Das Credo: Von Zuständen wie in Berlin ist man in Bayern noch weit entfernt.


Anmerkung der Redaktion: Aufgrund einer Vielzahl an unsachlichen Kommentaren sehen wir uns leider dazu gezwungen, die Kommentarfunktion für diesen Artikel zu deaktivieren. 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.