Nach Doppel-Ausbruch: Wie sicher ist Nürnbergs Knast?

Justizministerin Beate Merk (CSU): „Die Flucht steht in keinem Zusammenhang mit der Personalsituation.“
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Entlang der gestrichelten Linie gelang den Häftlingen die Flucht aus dem Nürnberger Knast.
Berny Meyer 2 Entlang der gestrichelten Linie gelang den Häftlingen die Flucht aus dem Nürnberger Knast.
Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) wehrt sich gegen den Vorwurf, dass im Nürnberger Gefängnis Personal fehlt.
Martha Schlüter 2 Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) wehrt sich gegen den Vorwurf, dass im Nürnberger Gefängnis Personal fehlt.

NÜRNBERG - Justizministerin Beate Merk (CSU): „Die Flucht steht in keinem Zusammenhang mit der Personalsituation.“

Jan Jacek Grzywacz (30) ist noch immer auf der Flucht! Der Pole war am Montag zusammen mit einem inzwischen wieder gefassten Zellengenossen aus dem Nürnberger Knast getürmt. Die Gefangenen hatten mit einem Schraubenzieher eine Holzdecke des Baus aus dem Jahr 1901 durchbrochen und sich nach einer Kletterpartie übers Dach mit Bettlaken abgeseilt (AZ berichtete). Nun steht Bayern Justizministerin Beate Merk (CSU) in der Kritik: Schuld an dem Ausbruch sei die schlechte Personalausstattung in der Justizvollzugsanstalt (JVA). Wie sicher ist unser Gefängnis, Frau Merk?

450 Gefangene in der U-Haft werden von 25 Bediensteten bewacht

Der Fürther SPD-Landtagsabgeordnete Horst Arnold ist als Vize des Gefängnisbeirats Insider. Sein Vorwurf: „In einer Abteilung mit 160 bis 180 Untersuchungsgefangenen stehen lediglich drei, allenfalls vier JVA-Bedienstete zur Bewachung zur Verfügung.“ Arnold errechnet daraus einen „unerträglichen“ Personalschlüssel von einem JVA-Bediensteten zu 60 Gefangenen. „Die Flucht der beiden Häftlinge steht in keinem Zusammenhang mit der Personalsituation in der JVA“, kontert dagegen die Ministerin. Und macht eine eigene Rechnung auf: „Die insgesamt 450 Untersuchungs-Häftlinge in Nürnberg werden tagsüber von 25 JVA-Bediensteten bewacht – macht einen Schlüssel von einem Mitarbeiter zu 18 und nicht zu 60 Gefangenen – das ist doch ein gewaltiger Unterschied!“

Allerdings muss auf Nachfrage der AZ der Ministeriums-Sprecher einräumen, dass Arnold nicht ganz Unrecht hat. In der größten Abteilung im Nürnberger Gefängnis sitzen tatsächlich 160 U-Häftlinge ein. „Und da kann es schon sein, dass hier nur vier Leute tätig sind.“ Allerdings dürfe man die Abteilungen nicht gesondert sehen. „Wenn in einer Abteilung etwas passiert, kommen die Kollegen aus den anderen Abteilungen natürlich zur Hilfe.“

Neue Sicherheitseinrichtungen geplant

Und dann fehlen dort die Mitarbeiter! Für Arnold ist klar, dass Personal fehlt: „Die Ministerialbürokratie rechnet sich die Welt büromäßig auf dem Papier schön.“ Die baulichen Mängel am Nürnberger Knast sollten schon nach dem letzten Ausbruch im Mai beseitigt werden. Auch war geplant, dass neue Sicherheitseinrichtungen eingebaut werden. Das soll nun schneller geschehen. M. Reiner

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