Nach der Flucht: Pfahls lebt jetzt in Nürnberg

Ex-Rüstungs-Staatssekretär vom Daimler-Konzern auf Rückzahlung von 68000 Euro Anwalts-Honoraren verklagt.
von  Abendzeitung

Ex-Rüstungs-Staatssekretär vom Daimler-Konzern auf Rückzahlung von 68000 Euro Anwalts-Honoraren verklagt.

NÜRNBERG Er hatte Villen am Tegernsee und an der Côte d’Azur, lebte auch noch als meistgesuchter Mann Deutschlands sehr luxuriös, ehe er nach fünf Jahren Flucht in Paris festgenommen wurde.

Jetzt wohnt der Ex-CSU-Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls (65) wohl eher bescheiden im Nürnberger Stadtteil St. Johannis, wo ihn sein ehemaliger Arbeitgeber Daimler aufspürte und gestern im Zivilprozess am Nürnberger Landgericht auf Rückzahlung von rund 68000 Euro verklagte.

Heute lebt er bescheiden im Stadtteil St. Johannis

Es geht um Verteidigerhonorare, die der Auto-Konzern seinem Mitarbeiter (Jahresgehalt: 340000 Euro) bezahlte, als er in der Patsche saß. Die Darlehen wurden jetzt zurückverlangt.

Der Ex-Verteidigungs-Staatssekretär wechselte 1992 von der Politik in die Wirtschaft, diente Daimler als Statthalter in Brüssel und Singapur. 1999 holte ihn die Vergangenheit ein: Zwei Millionen Euro an Schmiergeldern, so der Vorwurf, hatte er fürs Forcieren von Rüstungsaufträgen für bayerische Firmen erhalten und nicht versteuert.

Als gegen ihn ermittelt wurde, hielt er von Asien aus mit seinen Top-Verteidigern (den Anwälten Professor Dr. Müller und Witting) Kontakt, wurde auch von ihnen besucht. Ihre Bemühungen schlugen sich in „stattlichsten Entlohnungen nieder“, fand der Vorsitzende Richter Wolf-Michael Hölzel. „760 Mark erhielt ein Verteidiger nach der damaligen Gebührenordnung – für einen Tag.“ Pfahls Anwälte verrechneten 500 bis 750 Mark pro Stunde, machten insgesamt 254000 Mark (rund 128000 Euro) geltend.

Nach Verrechnung mit Pfahls Restbezügen blieben laut Daimler noch 68000 Euro offen zur Rückzahlung.

Obwohl geladen, erschien Pfahls gestern nicht. Er könne eh nichts dazu beitragen, erklärte er per Fax. Ein geschickter Schachzug, denn Kläger Daimler hatte schlechte Karten: Es gibt zwar ein Schreiben von Pfahls, die Honorare zu zahlen, aber keinerlei schriftliche Vereinbarung zu deren Höhe. Außerdem: „Er kann eh nichts zahlen, hat kein Geld“, erklärte sein Mainzer Anwalt. „Nach seiner Wohnungsadresse zwingt sich das auf“, fand der Richter. Schließlich zogen die Daimler-Vertreter ihre Klage zurück. cis

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